Fairtrade – Gute Idee, schlechte Umsetzung?

Blau-Grün springt es uns von mittlerweile rund 2000 Produkten entgegen: Das Fairtrade-Logo.

Und die Verbraucher kaufen gerne die zertifizierten Produkte. Schließlich versprechen wir uns nicht nur ein gutes Gewissen, indem wir den armen Bauern in den Entwicklungsländern helfen, sondern auch noch gute Qualität.

Doch sind unsere Hoffnungen berechtigt?

Produkte mit dem Fairtrade-Siegel sichern den Kleinbauernfamilien existenzsichernde Preise, lohnabhängigen Beschäftigen auf Plantagen, Blumenfarmen oder Teegärten bessere Arbeitsbedingungen und geben dadurch Vertrauen und Sicherheit für eine selbstbestimmte Zukunft. (Quelle)

So heißt es auf der deutschen Fairtrade-Website jedenfalls. Kaffeebauern, die normalerweise den Preisen des freien Marktes ausgeliefert seien, sollen im Fairtrade-System durch einen Mindestpreis von 1,40 US-Dollar pro Pfund (Stand August 2014) und zusätzlichen Prämien von 20ct geschützt sein, wodurch das Einkommen stabiler wäre. Wenn der aktuelle Marktpreis niedriger ist, so bekommen die Bauern immer noch den Mindestpreis und ist der Marktpreis höher, so wird auch die Bezahlung der Bauern angepasst. Soweit, so gut.

Studienautor Christopher Cramer äußerte sich gegenüber dem Guardian jedoch kritisch:

Laut unseren Untersuchungen war Fairtrade kein effektiver Mechanismus, um das Leben der ärmsten Landbevölkerung, der angestellten Arbeiter, zu verbessern. (Quelle)

Denn, so fanden Wissenschaftler der University of London heraus, die Löhne in Betrieben in Uganda und Äthiopien ohne Fairtrade-Label seien höher und die Arbeitsbedingungen besser.

Hinzu kommt, dass sich die vermeintlichen wirtschaftlichen Vorteile des Fairtrade-Handels sich meist kaum lohnen, da diese durch die hohen Zertifizierungskosten aufgefressen würden.

2014 betrugen nämlich allein die Antragsgebühren 525 €, eine zusätzliche Erstzertifizierungsgebühr mit 2.250 € kam noch hinzu.

Die Gebühren sind jährlich zu bezahlen, jedoch werden die Bauern, so Fairtrade-Deutschland-Chef Dieter Overath, auch dadurch beraten um die Produktivität zu steigern. Ob sich jedoch die Produktivität tatsächlich verbessert, wird nicht kontrolliert.

Es soll sogar noch mehr Systemfehler bei Fairtrade geben: Fairtrade prüfe die Qualität der Ware nicht, sondern nehme diese pauschal ab.

Experten des Direktimporteurs Coffee Circle warnen:

Dies wird leider oft ausgenutzt. Es besteht die Gefahr, dass Bauern Zertifikate für ihre schlechteren Bohnen erwerben. (Quelle)

Colleen Haight von der San Jose State University fand ein treffendes Beispiel um das Problem zu beschreiben:

Stellen Sie sich vor, ein Bauer hat einen guten und einen schlechten Sack Bohnen. Fairtrade nimmt aber nur einen Sack ab, der andere muss auf dem freien Markt verkauft werden. Für den Sack mit der guten Qualität bekommt er dort 1,70 Dollar pro Pfund, für den mit der schlechten Qualität 1,20 Dollar. Die Entscheidung des Bauern ist leicht nachvollziehbar. Er verkauft die guten Bohnen für 1,70 Dollar auf dem freien Markt und die schlechten unter dem Fairtrade-Siegel, wo er immerhin noch 1,40 Dollar für die Bohnen bekommt.

Fairtrade kann also trotz der löblichen Grundidee und das vom freien Markt unabhängigem Mindesteinkommen weder eine gute Qualität, noch ein besseres Leben für die Arbeiter sichern. Dennoch ist Fairtrade trotz aller Kritik ein erster Schritt in die richtige Richtung zur Nachhaltigkeit und Solidarität.

2 thoughts on “Fairtrade – Gute Idee, schlechte Umsetzung?

    • Andreas Kalt says:

      Entschuldigung, dass die Freischaltung so lange gedauert hat. Ich habe leider keine Benachrichtigung über den Kommentar bekommen. Ich gebe die Frage an die Autorin des Beitrags weiter.

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