Beim Klima zählt auch das Geschlecht

Das patriarchale Prinzip der Naturbeherrschung hat versagt, Frauen sind umweltfreundlicher. Deshalb muss der Klimagipfel auch über Geschlechtergerechtigkeit diskutieren.

Im Online-Artikel „Beim Klima zählt auch das Geschlecht“ der Zeit vom 27. November 2015 versucht Gotelind Alber die Notwendigkeit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu begründen. Zu Beginn erklärt sie die Diskrepanz zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden in Hinsicht auf die Produktion von Treibhausgasen. Danach spricht sie von der „Kluft zwischen den Verursachern von Verschmutzung und denen, die wenig zum Problem beitragen, aber stark darunter leiden.“ Dies begründet sie mit dem wachsenden Unterschied zwischen Arm und Reich. Dann leitet sie über zum Thema Gleichberechtigung von Männern und Frauen, welche Ihrer Meinung nach zu langsam erlangt wird, weil es mehr Männer als Frauen gibt.

Die Tatsache, dass Frauen noch immer schlechter aufgestellt sind, wenn es um politische Entscheidungsmacht, Einkommen oder Verteilung der Familienarbeit geht, beeinflusst unseren Umgang mit Umwelt und Klima. Die gesellschaftlich geprägten Rollenbilder, die unseren Alltag bestimmen, tun es auch.

Bei dem Lesen dieser Stelle aus dem Artikel stellte sich mir die Frage, in wie fern der Umgang mit der Umwelt beeinflusst wird.

Am Beispiel des Verkehrssektors, welcher laut ihr ein Viertel der energiebedingten Treibhausgasemissionen ausmacht, erläutert sie, dass Frauen umweltfreundlicher unterwegs sind. Dabei verwendet sie den folgenden Satz:

Frauen dagegen sind tendenziell umweltfreundlicher unterwegs, sei es zu Fuß, mit kleineren, sparsameren Autos oder mit dem ÖPNV.

Das mag durchaus sein, dass die Frauen in der Hinsicht umweltfreundlicher sind. Jedoch benutzen die Frauen zum Beispiel viele Kosmetika die Männer nicht benötigen und ob Frauen insgesamt umweltfreundlicher leben wird von ihr nicht direkt belegt.

Danach sagt sie Frauen würden das Klimaproblem als gravierender Einschätzen als Männer und sich seitens der Politik eine stärkere Gegensteuerung wünschen. Männern, behauptet sie, werden Eigenschaften wie Risikobereitschaft, Dominanz und Technikaffinität zugeschrieben. Dafür hat sie keine Belege und ich halte dies für Klischees. Das Hauptproblem ist aus Ihrer Sicht, dass überwiegend Männer in den Führungspositionen stehen. Sie meint Männer würden klimaschädigendes Verhalten bevorzugen.

Danach leitet sie auf ein anderes Beispiel um. Sie sagt bei dem VW-Skandal würde ein Rechtsanwalt, der die amerikanischen Autobesitzer vertritt, eine Kompensation für die betroffenen Autobesitzer fordern. Jedoch sind in diesem Fall auch die Menschen betroffen, die sich kein Auto von VW geleistet haben und stattdessen eventuell zum Beispiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren um nachhaltiger sein. Hier fragt sich Gotelind ob das wohl gerecht sei.Im nächsten Abschnitt beschreibt sie noch einmal, warum das Thema Frauen und Gender im internationalen Klimaprozess aufgenommen wurde und dass es von einem eigenen Tagesordnungspunkt regelmäßig aufgerufen wird.

Darauf hin stellt die Autorin Lösungsvorschläge für die behandelten Probleme dar und erklärt deren Folgen. Ihr verlangen nach mehr Frauen in Gremien und anderen Führungspositionen begründet sie erneut damit, Frauen würden nachhaltigere Lösungen bevorzugen und Risiko reiche Techniken wie zum Beispiel Atomkraft im Gegensatz zu Männern vermehrt ablehnen. Dies wiederum begründet sie damit, Frauen wären mehr auf Vor- Ver- und Fürsorge hin erzogen.

Im letzten Abschnitt sagt die Autorin es wäre eine Bereicherung für die deutsche Klimapolitik, wenn es gelinge Geschlechtergerechtigkeit im neuen Abkommen zu verankern. Außerdem meint sie es würden geplante Strategien sowie Programme durchforstet und Maßnahmen optimiert werden.

2 thoughts on “Beim Klima zählt auch das Geschlecht

  1. Anna says:

    Hallo,

    ich habe keine Ahnung, ob Männer oder Frauen sich klimaschädlicher verhalten, aber es hilft mir als Frau nicht viel, wenn ich fast täglich mit dem ÖPNV zur Arbeit fahre und sonst Bio einkaufe und dann 1x im Monat alle Klimafreundlichkeit zunichte mache.
    Als ich die statistische Summe meines erdölbasierten Zyklusmülls das erste mal irgendwo las, dachte ich an Panikmache. Ich wollte nicht glauben, dass ich soviel Müll produziere, bloß weil ich eine Frau bin – das läuft unter Diskriminierung!
    Aber das Saatkorn war gesetzt. Es arbeitete in meinem Kopf und irgendwann bestellte ich ein paar waschbare Slipeinlagen zum Testen. Na ja, ungewöhnlich ist das schon da die kleinen TV Einspieler mir ja genau das Gegenteil erzählen und meine Mutter dachte auch, dass ich spinne, schließlich hatte sie soetwas nach dem Krieg aus Mangel an Alternativen auch und jetzt kommt ihre Tochter und kauft das freiwillig? Aber heute sind die Dinger anders als in der guten alten Zeit 😉 Mein Eimerchen im Bad jedenfalls blieb plötzlich leer! Jetzt habe ich mehr Waschbare und freue mich jedesmal wieviel Erdöl und Müll ich in 3 von 4 Wochen spare. Mit CUPs wird Woche 4 müllfei. (OK, nun sind die Arbeitsplätze bei „immer“ & Co. gefährdet).
    Meine Schlussfolgerung: Die bisherige Standardfrau des Westens ist in Summe bestimmt nicht klimafreundlicher als ihr Mann.
    Übrigens ist es bei Babys und Kleinkindern im Wickelalter nicht anders, aber die zählen bei Mann und Frau zu gleichen Teilen, oder? 😉

  2. ju.feu says:

    Hallo ja.fan,
    ich stimme deiner kritischen Haltung gegenüber dem verlinkten Artikel der ZEIT zu, obwohl ich persönlich DIE ZEIT für eine sehr seriöse Zeitung halte.
    Gotelind Alber spricht mit dem Klimawandel und der Gleichberechtigung jedoch zweifellos zwei bedeutende Thematiken – ja sogar Problematiken – an. Wie in dieser Blog-Reihe zum Thema „Nachhaltigkeit“ in einigen Posts dargestellt wurde, ist der Klimawandel und global orientierte Verhandlungen gegen die zunehmende Erderwärmung eine der wesentlichen politischen Herausforderungen unserer Zeit und auch wenn das Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in den letzten Monaten nicht allzu sehr in den Medien diskutiert wurde – unter anderem wohl aus dem Grund, dass dieser Problematik keine natürliche Zeitnot oder Dringlichkeit zugrunde liegt – gilt auch hier definitiv Handlungsbedarf bezüglich der immer noch existierenden Chancenungleichheit zwischen Mann und Frau, die Frau Alber in ihrem Artikel auch ausgiebig beschreibt. Eine Verbindung dieser beiden Themen war mir bislang jedoch nicht in den Sinn gekommen und ich muss gestehen, dass ich jenem vermeintlichen Zusammenhang zukünftig nicht höchste Priorität zuordnen werde.
    Das Grundproblem in dem Artikel sind verschiedene Schlussfolgerungen, die anhand von Erkenntnissen aus Statistiken und Studien gezogen werden, welche Eigenschaften der beiden Geschlechter viel zu verallgemeinert betrachten. Angenommen der deutsche Durchschnitts-Mann ist tatsächlich nicht so umweltbewusst wie die durchschnittliche Frau, da er beispielsweise im Verkehr nicht so oft den ÖPNV benutzt, lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass es gefährlich ist, dass Männer Verkehrspolitik planen. Durchschnitte bilden einen Mittelwert, weshalb es möglich ist, dass ein Mann, der Verkehrspolitik plant, durchaus umweltbewusst handelt. Noch weniger lässt sich darauf schließen, dass jede Frau diesen Posten umweltbewusster erfüllen würde, denn auch nicht jeder Mann erfüllt Eigenschaften wie „Risikobereitschaft, Dominanz und Technikaffinität“. Eine Argumentation auf der Grundlage von Klischeevorstellungen und Durchschnittswerten zu führen ist daher gerade bei einem solchen Thema wie dem Klimawandel, das doch eigentlich ausdifferenzierte Lösungsansätze benötigt, problematisch.
    Außerdem bleibt für mich unverständlich, warum Frauen von den Folgen des Klimawandels in Deutschland eher betroffen sein werden als Männer. Die dazu verlinkte Quelle beschreibt das anhand von möglichen Folgen in Afrika, wo mehr Frauen unter den Opfern von eingestürzten Häusern sind, da sie zu Hause bleiben und sich um ihre Kinder kümmern. Zwar gibt es auch in Deutschland viele Frauen, die nicht arbeiten und sich stattdessen um ihre Kinder kümmern, aber wenn sie nun bei einem Zusammensturz ihres Hauses sterben, lässt sich doch nicht behaupten, sie wären aufgrund der sozialen Ungerechtigkeit gestorben, da sie nur deshalb zu Hause gewesen sind.
    Auch das Beispiel des VW-Skandals und der beschriebenen Sammelklage, durch die von den Emissionen betroffene Leute nicht entschädigt werden, ist weder generell problematisch, noch besteht irgendein Zusammenhang zum Thema „Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau“. Die Sammelklage beschäftigt nun einmal mit den Besitzern von VW-Autos. Nur weil andere Personen, die von den Abgasen betroffen sind, in dieser Klage nicht vertreten werden, schließt das die Möglichkeit einer anderen Klage, die mit eben jenem Argument begründet wird, nicht aus.
    Auch diverse provokante Bemerkungen wie beispielsweise am Ende des Artikels, halte ich in einem seriösen Artikel für unangemessen. Schlussendlich mag es jetzt wohl „erstaunlich“ sein, dass nun „Unverständnis“ von solchen kommt, die weder das Streben nach Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau als „Genderwahn“ bezeichnen, noch im Kontext des Klimawandel von „Klimalüge“ sprechen.

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