Nachhaltigkeit bei dm – Onlinerecherche

Um mehr über die Nachhaltigkeit von Unternehmen in unserem lokalen Umfeld zu erfahren, haben wir es uns im Rahmen des Seminarkurses zur Aufgabe gemacht, dem nachzugehen. Geplant war ein Interview mit einem Unternehmen unserer Wahl, welches dann von uns ausgewertet wird. Entschieden haben wir uns für die Drogeriekette dm, die mit circa 3.000 Filialen und über 50.000 Mitarbeitern der größte Drogeriekonzern in Europa ist. Wir begannen zunächst unsere lokale dm-Filiale zu kontaktieren und richteten uns dann sogar an den Hauptsitz von dm in Deutschland. Nach viel Mühe und Zeit, die wir in das mögliche Interview mit dm gesteckt haben, bekamen wir nach rund einem Monat die endgültige Absage. Als Begründung nannte unsere Ansprechperson den Überfluss an Schüleranfragen, die in letzter Zeit bei der Zentrale in Karlsruhe eingegangen seien. Dass es mit dem Interview letztendlich doch nicht mehr geklappt hat, bedauern wir sehr. Trotzdem haben wir uns entschieden, diesen Rückschlag hinzunehmen und uns in anderer Weise mit dm und ihren Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Im Folgenden möchten wir die Ergebnisse unserer Internetrecherche über dm darlegen.

Auf der offiziellen Website von dm haben wir erfahren, dass Themen wie Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit feste Inhalte der Ausbildung bei dm sind. Geschäftsführer Christian Harms, der für den Bereich Mitarbeiter zuständig ist, äußert sich zu diesem Thema wie folgt:

Der „Rote Faden der Nachhaltigkeit“ bedeutet, dass unsere Lehrlinge in jeder Phase ihrer Ausbildung mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung kommen. Unsere Lehrlinge erhalten beispielsweise bereits im ersten Ausbildungsjahr bei dm die Aufgabe, Aspekte zur Nachhaltigkeit in ihrem direkten Arbeits-Umfeld zu entdecken. So sollen die Lehrlinge ein eigenes Bewusstsein dafür entwickeln, was Nachhaltigkeit bedeutet.

Diese „Erkundungsaufgaben“, wie sie von dm genannt werden, sollen den Auszubildenden dabei helfen, das Thema Nachhaltigkeit besser zu verstehen und sich mit ihren Kollegen darüber austauschen zu können. Nachhaltigkeit in der Ausbildung ist leider ein Thema, zu dem sich im Internet und gar auf der dm Website nicht allzu viel Information finden lässt. Wir hätten gerne erfahren und eventuell sogar einen dm Mitarbeiter befragt, wie sich diese „Erkundungsaufgaben“ konkret gestalten. Darunter können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nämlich wenig vorstellen und sind deshalb ein wenig kritisch.

Außerdem sollen auf diesen, in der Ausbildung zu erlernenden Grundlagen verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte basieren, die dm deutschlandweit veranstaltet. Diese sollen dafür genutzt werden, das Thema Nachhaltigkeit sowohl ihren Kollegen als auch den dm-Kunden näherzubringen. Erich Harsch, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei dm, hat in einem Interview von 2013 bereits offengelegt, dass er besonders auf die „Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission im Rahmen der UN-Dekade ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung'“ stolz ist. Seit Beginn dieser Kooperation haben sich bereits mehr als 7.000 Nachhaltigkeitsprojekte beworben. Aktuell veranstaltet dm beispielsweise das Projekt „R’cycle“, bei dem aus alten Deodosen Kinderfahrräder hergestellt werden. Solche Ideen finden wir durchaus sinnvoll und wären auch bereit, diese zu unterstützen.

Da es sich bei dm um ein Geschäft handelt, das zahlreiche Marken anbietet, haben wir uns dafür interessiert, wo genau diese Produkte herkommen und wie sie hergestellt werden bzw. wie stark dm auf Nachhaltigkeit in der Produktionskette achtet. Da wir leider nicht bei dm nachfragen konnten, mussten wir uns auf die im Internet zugänglichen Informationen beschränken. Hier wurden wir beispielsweise fündig bei dem „dm-Zeichen für regionale Verbundenheit„, welches darüber informieren soll, wo die Rohstoffe herkommen und wie das Produkt hergestellt wurde. Dieses Siegel lässt sich leider fast ausschließlich auf Produkten der dm-Eigenmarken finden. Es gibt noch weitere Siegel, welche sich im dm Markt auch auf anderen Produkten finden lassen. Trotzdem hätten wir gerne konkret nachgefragt, was die von dm eingeführten Siegel ausmacht und wie kontrolliert wird, ob eine Produktionskette tatsächlich die gemachten Versprechungen einhält.

Ein weiterer Aspekt, der uns stark interessiert hat, ist der Müll, der bei dm anfällt; sowohl beim Transport der Produkte als auch nach dem Verbrauch der Produkte. Zur nachhaltigen Gestaltung der Lieferkette von dm, hat sich erneut Erich Harsch geäußert:

Über die sechs Volumenverteilzentrenwerden alle großvolumigen Artikel gehändelt. Diese sind regional und liegen näher an unseren Märkten. Routen und Verpackungseinheiten werden so gestaltet, so dass die Transportwege möglichst effizient genutzt werden.

Mehr Information zu den Transportwegen lässt sich leider nicht finden. Zur Verpackung der zu transportierenden Produkte wurden wir jedoch fündig: Statt Holzpaletten zu verwenden, ist dm nun auf die Nutzung von Kunststoffpaletten umgestiegen. Sie sind deutlich leichter, langlebiger und zu 100% recyclebar. Wie die Ware sonst verpackt wird, sprich: wie viel Folie verwendet wird etc., konnten wir leider nicht herausfinden. Auch zum Abfall, der nach Verbrauch der Produkte anfällt, sind nicht viele Informationen vorhanden. Lediglich manche der Umweltsiegel können Auskunft darüber geben, wie ökologisch verträglich sich die Verpackung der Produkte gestaltet.

Bei unserer Internetrecherche sind wir auf der dm-Website außerdem darauf gestoßen:

Wird ein dm-Markt neu oder umgebaut, wird auch die gesamte Haustechnik optimiert. Ziel ist es, alle dm-Märkte ohne fossile Brennstoffe zu kühlen und zu heizen. Dafür sorgen die 17 dm-Projektleiter Bau.

Gerne hätten wir in der dm Filiale bei uns vor Ort gefragt, ob dies auch dort optimiert wurde. In einem Interview mit einer dm Filiale in Mössingen offenbart sich, dass dm eine Luft-Luft-Wärme-Pumpe benutzt wird, welche Energie der Umgebungsluft entzieht und somit den Markt beheizt bzw. bei Hitze dem Innenraum die Wärme entzieht und diese dann an die Außenluft abgibt. Dadurch ist dm laut eigenen Angaben unabhängig von fossilen Brennstoffen und spart im Jahr bis zu 17.900 Kilowattstunden Strom. Trotzdem würden wir gerne wissen, ob die betrachtete dm Filiale eher ein Einzelfall ist oder ob dm dieses Ziel bereits flächendeckend umgesetzt hat.

Abschließend interessiert uns natürlich auch das Kaufverhalten der Kunden. Ändert sich hier etwas, wenn ein Produkt durch ein Nachhaltigkeitssiegel gekennzeichnet ist? Leider ist es immer schwer eine solche Information von dm offen zugänglich im Netz zu finden.  Auf der dm-Website wird für die Nachhaltigkeit im Sortiment mit dem Wortlaut geworben:

 Unser Ziel ist es, unseren Kunden immer eine nachhaltige Alternative zu bieten und damit bewusstes Einkaufen zu ermöglichen.

In einem anderen Artikel auf der Website erläutert dm, dass der Markt dem Kunden einen nachhaltigen Konsum ermöglichen möchte, woraus wir schlussfolgern, dass dm hier einer Kaufnachfrage des Kunden nachgeht. Mit vielen verschiedenen Umweltsiegeln, welche eine eigene Seite auf der Webseite des dm-Markts erhalten haben, sind viele Produkte gekennzeichnet und bieten dem Kunden, die Möglichkeit auf Informationen über nachhaltige Reinigung, Naturkosmetikzusammensetzung, Verpackungen, Inhaltsstoffe, ökologischen Landbau, umweltschonende Herstellung, vegane Produkte und Menschenrechteinhaltung bei Produktionen außerhalb Deutschlands zu erfahren. Es gibt sogar ein Video des dm Markts, in dem es die Fragen über das alverde-Naturkosmetiksiegel beantwortet:

Die noch vor einem Jahr gratis an de Kasse zu erhaltenen Plastiktüten wurden abgeschafft. Auf der österreichischen Website des Markts wird darüber positiv berichtet:

Im Vergleich zum Vorjahr werden die Stoffpfandtasche um das 15-Fache und die Permanenttragetasche um das 4-Fache mehr nachgefragt.

Die Marketing-Abteilung hat sich nun außergewöhnliche Namen für die „nachhaltigeren“ Varianten überlegt. Nun kann man seine Einkäufe in der „Permanenttasche“, dem „stabilen Alleskönner“, der „Papiertasche“, „der geräumigen Standfesten“, der „Bio-Tasche“, dem „nachhaltigen Hingucker“, der „Plastiktasche“, dem „spontanen Klassiker“ transportieren. Eine deutsche Statistik über die Verkaufszahlen konnten wir leider nicht finden.

Nachhaltigkeit ist dm in ihrer Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig, wie unter anderem auch Aussagen in einem Interview mit Wiwo zeigen:

Nachhaltigkeit ist für uns bei dm kein unternehmerisches Ziel, sondern Teil unseres Selbstverständnisses.

Auch wenn wir nicht die Möglichkeit bekommen haben mit dm persönlich ein Gespräch zu führen, haben wir es trotzdem gemeistert auf alle Fragen in irgendeiner Form Antworten im Netz aufzutreiben. Unsere Recherche hat uns nicht nur Aufschluss in Sachen Nachhaltigkeit und dm-Markt gegeben, sondern uns auch Nähe an die Öffentlichkeitsarbeit einer großen Firma gebracht. Natürlich ist uns bewusst, dass keine Firma freiwillig etwas Negatives über sich selbst im Netz veröffentlicht und wir somit fast ausschließlich Positives gefunden haben. Auf verschiedenen Blogs, wie zum Beispiel supermarktblog.de, welcher mit seiner Überschrift „dm ersetzt Wegwerf-Plastiktüten durch Wegwerf-Infobroschüren“ seine Meinung deutlich macht, hagelt es trotzdem öfters Kritik.

Deshalb gestaltet sich unsere abschließende Meinung etwas zweigeteilt. Zum Einen wären wir gerne vielen Informationslücken, auf die wir gestoßen sind, nachgegangen und zum Anderen hätten wir gerne erfahren, inwiefern den Nachhaltigkeitsversprechen in den deutschlandweiten Filialen nachgegangen wird. Ganz überzeugt haben uns die Informationen auf der dm-Website nämlich nicht; dafür sind sie oft zu vage und unkonkret. Trotzdem sind wir sind positiv überrascht, dass auch große Unternehmen wie dm das so wichtige Thema Nachhaltigkeit nicht einfach an sich vorbeigehen lassen und sich um eine Umgestaltung der Unternehmenstrukturen bemühen. Dies ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

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