Friedensvertrag mit der FARC-EP – Ist nun endlich Frieden in Kolumbien?

„Unsere Vergangenheit wurde mit Kugeln geschrieben, die Bildung wird unsere Zukunft schreiben“

Dies stand auf dem aus einer Patronenhülse gefertigten Kugelschreiber. Mit diesem Kugelschreiber unterschrieben der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Kommandeur der linken Guerillaorganisation Farc, Rodrigo „Timochenko“ Londoño, den historischen Friedensvertrag Ende November 2016.

Die FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo) ist die größte und aktivste Guerillaorganisation Lateinamerikas. Eine Guerillaorganisation ist eine  Einheit der einheimischen Bevölkerung, die Kleinkriege  gegen eine Besetzungsmacht oder im Rahmen eines Bürgerkrieges führt. Die FARC-EP wurde bis Ende 2016 von den EU-Mitgliedstaaten und anderen Ländern als terroristische Organisation eingestuft. Die Guerillabewegung ab 1964 richtete sich vor allem gegen den  kolumbianischen Staat, seine Repräsentanten, sowie gegen rechtsgerichtete paramilitärische Gruppen. Es wurden aber auch Unbeteiligte und Zivilisten zum Ziel einiger ihrer gewalttätigen Aktionen gemacht. Die FARC-Rebellen verbündeten sich mit den mächtigsten Drogenkartellen Kolumbiens und schmuggelten illegale Drogen wie zum Beispiel Coca.  Diese und weitere Aktionen wie Erpressungen und Entführungen waren die Haupteinnahmequellen der FARC-EP.  Sie führten einen über 50 Jahre langen bewaffneten Konflikt mit dem Staat. In dieser Zeit des Bürgerkrieges gab es mehr als 220.000 Tote -größtenteils Zivilisten- und Millionen von Flüchtlingen. Außerdem verletzten die FARC-Rebellen mehrere Menschenrechte. Beim Einsatz von rund 8.800 Kindersoldaten wird zum Beispiel das Recht auf Körperliche Unversehrtheit und Freiheit  (Art. 2 GG), sowie das Recht auf freie Berufswahl (Art. 23 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte) und auf Bildung (Art. 26 AEMR) verletzt.

Doch nun konnten sich die Regierung und die FARC-EP nach vier Jahren Verhandlungen endlich einigen. Das erste ausgehandelte Abkommen war im Oktober 2016 bei einem Referendum gescheitert. Danach wurde der Friedensvertrag nochmal überprüft und verändert. Die FARC-EP verpflichtete sich innerhalb von 180 Tagen alle Waffen an Vertreter der Vereinten Nationen abzugeben. Zudem sollten die verbliebenen rund 7.000 Aktivisten der FARC-EP schrittweise in die Zivilgesellschaft integriert werden. Die FARC-Rebellen erhalten im Gegenzug dafür für zwei Wahlperioden 10 Sitze im Kongress.  Im Weiteren sieht der Friedensvertrag eine Entschädigung für die Opfer vor und  für politische Straftaten wird eine weitreichende Amnestie gewährt. Wer an schweren Verbrechen beteiligt war, den erwartet eine Freiheitsstrafe von höchstens 8 Jahren.

Doch ob dieser Friedensvertrag wirklich Frieden bringt ist eine andere Frage. Immer noch gibt es viele Kritiker in der Bevölkerung  gegenüber dem Friedensvertrag. Sie verstehen vor allem nicht, warum die Guerillakämpfer mit relativ geringen Strafen davonkommen, obwohl sie Schuld an sehr viel Gewalt und Leid waren. Im Weiteren ist unklar, ob der Friedensvertrag wirklich eingehalten wird. Es gibt Verzögerungen in der Entwaffnung und die Entschädigung für die Opfer geht nur langsam voran. Außerdem gibt es das Gerücht, die Rebellen verstecken immer noch Waffen „für alle Fälle“ . Aber immerhin hatten die Kämpfer der kolumbianischen FARC-Rebellen, laut Zeit Online, Mitte Juni 2017 mehr als 60% ihrer Waffen bereits abgegeben. Bei einer Zeremonie in La Elvira legten die Kämpfer rund 2.000 Waffen ab, darunter Pistolen, Gewehre und Granatwerfer. Ebenfalls verließen 7.000 Guerillakämpfer der FARC-EP Ende Januar 2017 den Dschungel, um ins „zivile Leben“ zurückzukehren. Die Zahl der Entführungen und die Morde sind insgesamt ebenfalls gesunken. Jedoch stieg die Tötungsrate von (Menschenrechts)-aktivisten.

Schlussendlich wird es noch ein langer Weg sein, bis man von einem „wirklichen“ Frieden sprechen kann. Die Bevölkerung muss vieles, was in der Vergangenheit passiert ist, aufarbeiten. Doch der Schritt in die richtige Richtung ist mit dem Friedensvertrag definitiv getan worden. Der US-Außenminister John Kerry gratulierte Kolumbien zu dem neuen Abkommen und sagte: „Nach 52 Jahren kann kein Friedensabkommen alle Seiten im Detail zufriedenstellen, aber dieses Abkommen stellt einen wichtigen Schritt nach vorne auf Kolumbiens Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden dar.“ 

 

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