Promote sustained, inclusive and sustainable econmic growth, full and productive employment and decent work for all.
Es ist ein hohes und ehrgeiziges Versprechen, dass das achte Sustainable Development Goal an die Bürger dieser Welt richtet. Ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum, volle Beschäftigung und anständige Arbeit für jeden einzelnen auf unserer Erde. Hinzu kommen zwölf Unterpunkte.
Sicher ist dieses Ziel gewagt, wenn man sich wirtschaftliche Situationen afrikanischer und südasiatischer Länder anschaut, doch andererseits könnte – aufgrund der wichtigen und grundlegenden Rolle der Wirtschaft in unserer modernen Welt – eine Durchsetzung des Ziels einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Welt 2030 in einen besseren Ort zum Leben zu verwandeln. Doch wie realistisch sind die Ziele, die man sich auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel gesetzt hat? Ein Blick in die Vergangenheit gibt antworten:
Ein Vergleich dreier Länder soll im Folgenden vergangene Entwicklungen der Wirtschaft darstellen. Dabei sind die Länder jeweils stellvertretend für unterschiedlich entwickelte Regionen der Erde gewählt. Bangladesch steht somit für die ärmeren und unterentwickelten afrikanischen und südasiatischen Regionen, Brasilien soll die Entwicklungen für im Moment aufstrebende Länder darstellen und Deutschland dient als hochentwickeltes Land als Vergleichswert zu den weniger entwickelten Ländern.
BRUTTOINLANDSPRODUKT UND PRO-KOPF-EINKOMMEN
Grundlegend für wirtschaftliches Wachstum und gerechte Arbeit scheint das Pro-Kopf-Einkommen (PKE) beziehungsweise das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu sein. Vergleicht man das Pro-Kopf-Einkommen der drei Länder, liegt Deutschland erwartungsgemäß vorne. 2013 liegt es in Deutschland bei ca. 42000$, während es in Brasilien nur ca. 14000$ und in Bangladesch 2800$ sind. Wichtiger ist jedoch das jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, da nicht die jetzigen Situationen der Länder interessieren – diese sind bekannt und lassen sich nicht von heute auf morgen ändern. Stattdessen ist wichtig auf welchem Weg beziehungsweise Stand dieser Änderung die Länder sich befinden. Entwicklungen des Pro-Kopf-Einkommens können dabei auch für Prognosen benutzt werden, wie sich die Lage der Länder in der Zukunft verändern wird. Eine eben solche positive Veränderung wurde in den Sustainable Development Goals (SDG) formuliert und tatsächlich: Für eine positive Entwicklung sieht es in den nächsten 15 Jahren gut aus. Seit den 1990er Jahren erlebt Bangladesh einen bedeutenden Aufschwung des Pro-Kopf-Einkommens – es verdoppelte sich in dieser Zeit. Diese Verbesserung könnte auch mit den Millenniumszielen von 2000 zusammenhängen, die – wie die SDG – ebenfalls wirtschaftliches Wachstum auf der gesamten Welt erreichen wollten. Brasilien befindet sich schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts in einer aufblühenden Phase, dennoch stieg das Pro-Kopf-Einkommen seit 2000 um fast 50%.
ARBEITSVERTRAGLICHE ENTLOHNUNG
Dass der Schein dieser positiven Entwicklung teilweise jedoch trügt, fällt spätestens auf, wenn man die Anzahl der vertraglich bezahlten Arbeiter in den Ländern betrachtet. In dieser Graphik wird beispielsweise klar, dass in Bangladesch 2005 nur 14% aller Arbeiter in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis stehen und somit ein kalkulierbares Einkommen haben. Da die SDG aber eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaftssituation und Arbeitsbedingungen der Länder erreichen wollen, sollte hier nur ein solches Bruttoinlandsprodukt, das aus diesen sicheren und langfristigen Quellen stammt, in eine Analyse einrechnet werden. Dieses „nachhaltige“ BIP würde wiederum um einiges geringer ausfallen als das offizielle Bruttoinlandsprodukt von Bangladesch und dementsprechend fiele auch das daraus entstehende Pro-Kopf-Einkommen deutlich niedriger aus. Eine Steigerung des offiziellen Bruttoinlandsprodukts und des offiziellen Pro-Kopf-Einkommens bringt 86% der Bevölkerung langfristig also eher wenig, da sie, falls sie heute überhaupt etwas verdienen, morgen schon nicht mehr gebraucht und entlassen werden können. Diese Situation entspricht nicht dem in den SDG geforderten Punkt „decent work“.
Natürlich muss gesagt werden, dass das Pro-Kopf-Einkommen immer nur ein Durchschnittswert ist und es auch in Deutschland viele Menschen gibt, die weniger Einkommen als die oben genannten 42000$ im Jahr verdienen, dennoch kann das Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland als Messwert für wirtschaftliche Entwicklungen benutzt werden, da hier fast alle ein vertraglich geregeltes Gehalt haben und somit langfristig ihr Geld bekommen. Wenn aber mehr als 80% der Arbeiter in einem Land nicht regelmäßig verdienen, bringt ein ansteigendes Pro-Kopf-Einkommen für eine nachhaltige wirtschaftliche Verbesserung des Landes und eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen nichts und kann somit nur sehr bedingt als Messwert für eine positive Entwicklung eines Landes verrechnet werden. Viel wichtiger als eine Steigerung des BIP und des Pro-Kopf-Einkommens ist also vorerst, wie die Menschen ihr Geld verdienen und eben jene Situation hat sich in den letzten 20 Jahren fast nicht verändert.
AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT
Dennoch lässt sich sagen, dass die Sustainable Development Goals nicht zuletzt wegen der Millenniumsziele von 2000 sicherlich in eine starke Phase der globalen wirtschaftlichen Entwicklung fallen, an die nun angeknüpft werden kann und muss. Eine bessere wirtschaftliche Weltsituation kann letztlich sicher entscheidend für den Kampf gegen den Klimawandel, Hunger und ausgehende Rohstoffe sein – sei es durch verfügbares Geld für nachhaltige Technologien oder die Finanzierung von Bildung, die garantiert, dass weiter Menschen sich überlegen wie und wo Probleme unserer Erde zu lösen sind. Schließlich ist mit Geld in unserem modernen Zeitalter nun einmal fast alles möglich. Sollte diese Möglichkeit zur Rettung unserer Erde dann nicht eigentlich genug Ansporn für eine globale Durchsetzung der SDG sein?