Mehr Wohlbefinden für alle – Die Fortschritte im Vergleich

Die UN-Nachhaltigkeitskonferenz , die vom 25. bis 27. September diesen Jahres in New York stattfand, hat 17 sogenannte Sustainable Development Goals (im Folgenden SDG) zum Ziel gemacht.

Eines dieser SDG, die Nummer drei, ist die Verbesserung der gesundheitlichen Lage und des Wohlbefindens weltweit. Das Ziel ist unter dem Punkt „Ensure healthy lives and promote well-being for all at all ages“ zusammengefasst. Unter anderem beschäftigen sich Unterpunkte mit der Eindämmung von Epidemien, Verringerung der Kindersterblichkeit, mehr Wohlbefinden für alle und der Forschung und Entwicklung mit Medikamenten.

By 2030, reduce by one third premature mortality from non-communicable diseases through prevention and treatment and promote mental health and well-being, (Quelle)

so heißt es in einem Unterpunkt. Wie genau soll nun das Wohlbefinden von Menschen gemessen werden? Oder die psychische Gesundheit eines Menschen konkret erfasst werden?

Da beides eher schwer bis unmöglich zu erfassende Daten sind, beschäftigen wir uns mit der Lebensertwartung von Männern in Namibia, Indien und Deutschland. Dies ist ein gutes Beispiel um die Umsetzung des gesamten SDG 3 zu beurteilen, da diese zum einerseits leicht zu messen und andererseits unabhängig von der absoluten Einwohnerzahl ist Die Lebenserwartung der Frauen klammere ich in diesem Punkt zur Vereinfachung aus. Die Entwicklung verläuft jedoch in den jeweiligen Ländern ähnlich zu der der Männer.

Bevor wir jedoch über die bevorstehende Entwicklung in diesem Teilbereich spekulieren, wäre es interessant, die bisherige Entwicklung und einen aktuellen Stand zu betrachten. Betrachtet man den durch Gapminder erstellten Graphen, so ist deutlich zu erkennen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung Deutschland mit 78 Jahren im Jahre 2013 eindeutig höher ist, als die der zwei anderen Beispielländern. Schon 1950, zu Beginn der hier vermerkten Aufzeichnungen, war die Lebenserwartung in Deutschland so hoch, wie sie in Indien erst 2013 war.

Insgesamt ist der Verlauf in Deutschland und in Indien nicht überaschend, auch wenn die Kurve in Deutschland ab den 80er Jahren aufgrund der Fortschritte in der Medizin noch schneller ansteigt, während sie in Indien langsamer wächst. Dies könnte jedoch in Indien einfach daran liegen, dass die Aufzeichnungen mit einer sehr geringen Lebenserwartung von nur 36 Jahren begannen und deshalb vor 1980 noch viel Raum für eine Verbesserung war, diese demnach auch vergleichsweise schnell verlief.

Interessanter ist die namibische Kurve. Ähnlich wie in Indien stieg die Lebenserwartung zunächst rasant. Innerhalb vom Zeitraum von 1950 bis 1991 um 21 Jahre. Auch dies ist, wie in Indien, mit dem äußert niedrigen Startpunkt mit einer Lebenserwartung von nur 38 Jahren zu erklären. Nun jedoch wird die Kurve interessant: ab diesen Zeitpunkt bis 2003 lässt sich eine Abnahme feststellen und so lag die Lebenserwartung 2003 nur noch bei 52 Jahren und nicht wie noch 1991 bei 59. Zu dieser Zeit war Samuel Nujoma Präsident. Namibia hatte kurz zuvor die Unabhängigkeit erlangt. Das Pro-Kopf-Einkommen zu dieser Zeit stagnierte annähernd.

Faszinierend festzustellen ist, dass in Namibia und Indien zunächst die Lebenserwartung der Menschen stieg, bevor das Bruttoinlandsprodukt eine starke Zunahme erfuhr. In Deutschland war die Entwicklung gerade andersherum. Da die Lebenserwartung und somit auch die medizinische Versorgung hier hoch war, war es zu Beginn weniger wichtig, diese weiter auzubauen. Es wurde als dringender erachtet, die Wettbewehrbsfähigkeit des Landes zu stärken. Namibia und Indien hingegen investierten zunächst viel in die Gesundheit ihrer Einwohner.

2 thoughts on “Mehr Wohlbefinden für alle – Die Fortschritte im Vergleich

  1. Ich frage mich, ob die Lebenserwartung der geeignete Indikator ist, wenn in dem Unterpunkt die Rede davon ist, die Anzahl der vorzeitigen Todesfälle (premature mortality) um ein Drittel zu senken. Da erscheint mit der Indikator verlorene Lebensjahre (years of life lost) sinnvoller, denn auch in Deutschland sterben Menschen vor ihrem 70. Geburtstag, obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung höher liegt. Dieser Kennwert soll ebenfalls um ein Drittel reduziert werden.

    • ri.lew says:

      Danke erst einmal für Ihren Kommentar.
      Ihr Einwand ist vollkommen berechtigt. Jedoch wollte ich anschauliche Statistiken benutzen. Gapminder besitzt den von Ihnen vorgeschlagenen Indikator nicht (oder ich habe ihn einfach schlichtweg übersehen) und es ist schwer andere anschauliche Daten dazu zu finden. Auf der Seite des Centers for Disease Control and Prevention fand ich zwar die veranschaulichten Zahlen zu dem von Ihnen vorgeschlagenen Indikator, jedoch nicht für viele Länder. Auf der Seite des OECD wiederum sind alle gewünschten Daten zu findet, jedoch sind diese meiner Meinung nach äußert unübersichtlich.

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