Überall steht es in den Titelzeilen: Flüchtlinge. Doch wer genau ist damit gemeint? Nach § 3 Abs. 1 AsylVfG werden Menschen als Flüchtlinge anerkannt, wenn sie verfolgt werden aufgrund ihrer
- Nationalität,
- Religion,
- Rasse,
- politischen Überzeugung,
- Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe.
In Baden-Württemberg wurden zwischen Januar und September 2015 über 65 000 Anträge auf Asyl gestellt, so teilt die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg mit. Allein mehr als 14 000 davon im September, was momentan der Rekord ist. Man ist sich jedoch sicher, dass die Zahl der Flüchtlinge in Baden-Württemberg noch höher ist, da viele noch nicht registriert sind bzw. Angst haben sich zu registrieren und lieber untertauchen. Flüchtlinge kommen vor allem aus den Ländern, in denen Bürgerkrieg herrscht: mehr als 55% davon aus Syrien, gefolgt von Irak und Afghanistan.
Viele Menschen begegnen den Flüchtlingen positiv, es gibt viele ehrenamtliche Helfer und Spender. Für Interessenten, welche den Flüchtlingen helfen wollen und sie unterstützen möchten, hat das Staatsministerium BW sogar ein Handbuch für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Baden-Württemberg veröffentlicht. So wie das Vorwort von Gisela Erler es bereits auf den Punkt bringt:
Es will denen ein praktischer Ratgeber sein, die sich zivil- gesellschaftlich oder im Ehrenamt um die Aufnahme von Flüchtlingen in Baden-Württemberg kümmern.
In ihm stehen wichtige Tipps zum Umgang mit Flüchtlingen, auf welche Art man sich am besten für sie engagieren kann und was man unbedingt beachten sollte. Der Teil der Begleitung von Flüchtlingen ist gut ausgeführt. Er behandelt die Themen:
- Begleitung im Alltag,
- Unterbringung,
- Gesundheit,
- Kinder und Jugendliche,
- Ausbildung und Arbeit,
- Mobilität,
- Freizeit.
Mich interessiert vor allem der Bereich Kinder und Jugendliche. Sie sind so alt wie ich und mussten dennoch tragische Fluchten miterleben. Es gibt viele Deutsche die ihnen helfen wollen, so gut es die Situation eben zulässt, einen kindgerechten Alltag zur erleben. Ein große Barriere ist hier jedoch die Sprache. Viele der Flüchtlingskinder können überhaupt kein Deutsch, manche von ihnen haben noch nicht einmal die Schule in ihrem Herkunftsland besucht. Dies macht die Integration schwieriger. In Baden-Württemberg gilt die Regel (so in dem Handbuch beschrieben) , dass jeder nach 6 Monaten die Schulpflicht hat.
An vielen großen Schulen werden die Flüchtlingskinder dann in so genannte Vorbereitungsklassen geschickt. Dies sind Klasse in denen die Kinder auf den normalen Schulunterricht vorbereitet werden. Dort lernen sie vor allem Deutsch, was die Grundlage zur Schulbildung ist. Die Vorbereitungsphasen haben großen Erfolg und sind sehr gut besucht. Schritt für Schritt werden sie dann für den normalen Unterricht zugelassen.
Eine Lehrerin in Dortmund berichtet über ihre Erfahrungen mit ihrer Vorbereitungsklasse:
Die Kinder sind motiviert, sie wollen Deutsch lernen, sie brauchen die Sprache ja. Wir unterrichten sie in Deutsch, Mathe, Englisch, Physik, Erdkunde, Bio, Kunst und Sport, aber in den meisten Fächern geht es erst mal darum, die Sprache zu lernen. […] Die ausländischen Kinder sind eine Bereicherung für unsere Schule. Viele von ihnen sind sehr motiviert und sehr gut, nur die fremde Sprache steht ihnen im Weg.
An dieser Schule gibt es die Auffangklassen (wie die Vorbereitungsklassen dort gennant werden) bereits seit 30 Jahren. Die Hauptschule hat auch schon große Erfolge: Ein Mädchen wechselte auf das Gymnasium und andere Schüler auf eine Gesamtschule und um dort ihr Abitur zu machten.
Doch nicht nur die Schule ist ein wichtiger Punkt zur Integration und für einen normalen Alltag. Auch Vereine und Clubs helfen den Jugendlichen ihre Freizeit abwechslungsreich zu gestalten. Hier gibt es auch öfters spezielle Gruppen für Flüchtlingskinder.
Jeden Monat wählt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BMF) ein Integrationsprojekt des Monats. Im Monat Oktober ist es der Boxclub Tiger, der diesen Titel erhalten hat. Der Inhaber des Clubs Abdullah (Apo) Kocer setzt sich nicht nur für körperliche Aktivität der Kinder ein, sondern er bietet ihnen auch ein familiäres Umfeld. Sie habe die Chance Hausaufgaben zu machen und bekommen Unterstützung für sich und ihre Familien bei wichtigen Behördengängen. Kocer möchte den Boxclub als einen Integrationsstützpunkt erweitern. Er bietet den Jugendlichen die Möglichkeit Kulturen vorzustellen und auch den Kontakt zu deutschen Kindern herzustellen. Laut dem Artikel des BMF hat Kocer auch die Patenschaft für 40 Flüchtlingskinder übernommen und lässt diese beitragsfrei bei ihm trainieren. Der Club bekommt Unterstützung des BMF und des Deutschen Olympischen Sportbundes; somit ist er auch schon länger im Kontakt mit der Jugendgerichtshilfe.
Wer straffällig geworden ist, hat die Wahl zwischen Halle putzen und – Disziplin vorausgesetzt – Sport treiben.
— So Kocer.
Ich finde die Integration für Kinder und Jugendliche Flüchtlinge sehr wichtig. Es wird bereits sehr viel getan, um dieses den Einstieg so einfach wie möglich zu gestalten. Der nahe Umgang mit Flüchtlingskinder ist nicht nur eine Unterstützung für diese, sondern auch eine Erweiterung des Horizonts jedes einzelnen, der mit Ihnen agiert.