Nachhaltige Lösungen für die Flüchtlingsproblematik

Sie scheint momentan die größte Herausforderung für Europa und Deutschland zu sein: Die Flüchtlingskrise. Die Regierung scheint sich über die Strategie nicht sicher zu sein, Kommunen sind längst überfordert und nun kommt die nächste Hiobsbotschaft:

800.000 Flüchtlinge bis Jahresende.

De Maizières neue Prognose korrigiert die bisherigen Zahlen wieder einmal nach oben. Man spricht inzwischen von dem größten Zustrom an Flüchtlingen, den es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland jemals gab und klar ist, es müssen Lösungen her, denn auf Dauer kann Deutschland nicht mit Ausnahmesituationen, wie wir sie in den letzten Wochen erleben, umgehen.

Doch bei der Suche nach Lösungen scheint sich die Bundesregierung momentan nur auf Themen wie etwa die Verteilung, Integration und Unterkunftssuche der Flüchtlinge zu konzentrieren. Natürlich ist das der erste wichtige Schritt, der der jetzigen Lage geschuldet ist. Hunderttausende Flüchtlinge befinden sich bereits in Deutschland und selbstverständlich gilt es erst über deren Zukunft zu entscheiden. Doch zusätzlich sollte man möglichst schnell nachhaltige Lösungen für die Flüchtlingskrise suchen. Dazu gilt es, das Problem an seiner Wurzel zu bekämpfen und diese befindet sich in den Heimatländern der Flüchtlinge. Kriege und Verfolgung aufgrund anderer Religion oder Sexualität stehen dabei ganz oben auf der Ursachenliste für die Flüchtlingsbewegung. Doch auch Perspektivlosigkeit wegen schwacher Wirtschaft und Armut sind Hauptgründe für die Flucht nach Europa, wo die Wirtschaft stark ist und sich viel Geld verdienen lässt. Um Lösungen für eben jene wirtschaftlichen Fluchtursachen soll es im Folgenden gehen.

Europa: Ein Ort, wo das Geld auf der Straße liegt und man nur die Hand aufhalten muss, um zum Millionär zu werden. Auch wenn die Vorstellungen von Europa vieler afrikanischer und vorderasiatischer Flüchtlinge falsch ist, ist der Grundgedanke, der hinter ihrer Flucht steht, richtig. Das enorme Wohlstandsgefälle zwischen Europa und Afrika oder Vorderasien ist real und macht es nachvollziehbar, warum sich viele Menschen aufmachen und ihr Glück in Europa versuchen, während man im eigenen Land in Armut lebt.

In der Flüchtlingsproblematik muss also zwischen zwei Arten von Gründen unterschieden werden: Push-Faktoren, die die Menschen aus ihrem eigenen Land „herausdrücken“ (z.B. Armut) und Pull-Faktoren, die sie nach Europa „ziehen“ (z.B. starke Wirtschaft). Als geeigneter Ansatzpunkt eigenen sich dabei die Push-Faktoren, da eine Beseitigung der Pull-Faktoren, wie zum Beispiel unserer starken Wirtschaft schließlich uns schaden würde. Letztendlich würde aber eine Beseitigung von Armut als Push-Faktor den Pull-Faktor „starke Wirtschaft“ schwächen, da dann keine so große Diskrepanz mehr bestünde.

Eben dieses oben genannte Beispiel der Bekämpfung von Armut scheint mir im Kontext der Flüchtlingsproblematik eines der wichtigsten zu sein. Hans Rosling zeigt in seinem Vortrag „Don’t panic – End poverty“ eindrucksvoll welche Fortschritte bei der Bekämpfung der Armut bereits erreicht wurden. Dennoch ist der „letzte Schritt“ hier der schwierigste. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in den von Armut betroffenen Ländern, steig sich die Anzahl der in Armut lebenden Menschen. Doch es gibt bereits konkrete Ziele, wie weiter gegen globale Armut vergangen werden muss. In dem ersten Ziel der Sustainable Development Goals, welche auf der Nachhaltigkeitskonferenz 2015 in New York festgehalten wurden, fordern die Vereinten Nationen jeglicher Form von Armut ein Ende zu setzen.

End poverty in all its forms everywhere.

Sicher ist diese Forderung bis 2030 ein ehrgeiziges Ziel, Hans Rosling macht jedoch klar, dass es möglich ist: In allen Ländern, die in den letzten Jahrzehnten erfolgreich ihre Wirtschaft (gemessen am Pro-Kopf-Einkommen) verbessern konnten, ging eine Verringerung der Kindersterblichkeit, allgemein also eine Verbesserung sozialer und medizinischer Umstände sowie Zugang zu Wasser, voraus. Das könnten also konkrete Ansatzpunkte für Industriestaaten sein, die helfen Armut zu beseitigen. Verbindet man nun die Beseitigung der Armut mit einer nachhaltigen Lösung der Flüchtlingsbewegung, die auf wirtschaftlichen Gründen beruht, könnten Staaten wie Deutschland hier tatsächlich zweifach profitieren: Ein Ende der globalen Armut und eine Lösung des Flüchtlingsproblems.

 

2 thoughts on “Nachhaltige Lösungen für die Flüchtlingsproblematik

  1. Kleine Anmerkungen/Impulse:
    Der Beginn vermittelt den Eindruck, als sei de Maizières »Hiobsbotschaft« neu, tatsächlich war sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichtung bereits zwei Monate alt.

    »Europa: Ein Ort, wo das Geld auf der Straße liegt und man nur die Hand aufhalten muss, um zum Millionär zu werden. Auch wenn die Vorstellungen von Europa vieler afrikanischer und vorderasiatischer Flüchtlinge falsch ist, ist der Grundgedanke, der hinter ihrer Flucht steht, richtig.«
    Indirekt versteht man, dass die Beschreibung Europas eine Vorstellung von Geflüchteten sein muss, aber es ist nicht eindeutig so versprachlicht.

    »Verbindet man nun die Beseitigung der Armut mit einer nachhaltigen Lösung der Flüchtlingsbewegung«
    Wie soll diese andere nachhaltige Lösung aussehen?

  2. ju.feu says:

    Vielen Dank für Ihre Anmerkungen!

    Natürlich haben Sie recht, dass die Zahl etwas älter ist. Dennoch erschien mir die Zahl geeignet, um die rasante Steigerung im Vergleich zu den vorherigen Prognosen darstellen, ohne mich jedoch den aktuellen Millionenprognosen bedienen zu müssen, die von der Bundesregierung teils nicht bestätigt wurden. Insgesamt scheint eine genaue Prognose aufgrund der ungewissen Entwicklung in den Wintermonaten fast unmöglich zu sein.

    Die nachhaltige Lösung der Flüchtlingsbewegung aus wirtschaftlichen Gründen könnte eben gerade eine Beseitigung globaler Armut sein. Es gibt also keine „andere nachhaltige Lösung“, da der Kampf gegen Armut sowohl eine Beendigung von Armut als auch indirekt eine Lösung für das „Problem“ der Wirtschaftsflüchtlinge zur Folge haben könnte.

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