Flüchtlingsunterkunft: Die Männer sind wütend – kritische Beobachtung

Glaub‘ nicht alles was du hörst!

Wir alle haben es schon mindestens einmal gehört. Besonders intensiv hinterfragen sollten wir Information aus dem Internet, da es des öfteren schwer herauszubekommen ist,  wer der Autor ist, bzw. wer sich hinter dem Synonym eigentlich versteckt. Artikel werden meistens nicht ohne Hintergedanken geschrieben; als Leser soll man zum Denken angeregt werden und Information mitnehmen. Doch kann man dem eben gelesenen Artikel vertrauen und ist dieser mit dem eigenen bereits vorhandenem Wissen kompatibel?

In dem Artikel Flüchtlingsunterkunft: Die Männer sind wütend der Zeit wird eine Auseinandersetzung in einer Erstaufnahmeunterkunft in Hamburg erläutert. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen kam es zum Streit zwischen Eritreern und Syrern, bei welchen jeweils die Polizei mit jeweils mehr als 20 Streifenwagen antreten mussten.

Der Artikel wirkt vertrauensvoll durch die Verwendung des folgenden Satzes.

Die Polizei kann den Fall noch nicht zweifelsfrei rekonstruieren, aber nach allem, was Ermittler, Flüchtlinge und die Betreibergesellschaft Fördern und Wohnen sagen, muss es so abgelaufen sein: […]

Dies zeigt, dass die Zeit nichts Falsches sagen möchte und den Leser auch direkt daraufhinweist, dass es sich bei dem Tatverlauf nur um eine Rekonstruktion handle und diese womöglich nicht der vollen Wahrheit entspreche.

Diese Zeile wurde kräftig in den Kommentaren kritisiert und diskutiert.

Wie viele Asylbewerber schon verurteilt wurden, ist nicht bekannt. Darüber führt die Polizei keine Statistik.

Viele User stellen sich die berechtige Fragen, welchen ich mich nur anschließen kann:

Warum wird darüber keine Statistik geführt und wer sollte eine solche Statistik führen? Ebenfalls kommt die Frage auf, ob es nicht sogar Zahlen gibt, die allerdings der breiten Masse nicht zu Verfügung stehen?

Eine weitere Frage, die ich mir stelle, ist:

Hat die Herkunft der beiden Streitstifter (ein Eritree und ein Syrer) etwas mit ihrem Konflikt zu tun?

Der Autor Sebastian Kempkens hat auch weitere Artikel für die Zeit geschrieben. Seit Juli 2015 berichtet er regelmäßig über die Geschehnisse und Fakten über Flüchtling in Hamburg.  Hieraus lässt sich schließen, dass Kempkens bereits einen großen Wissensreichtum zum Thema Flüchtling und Flüchtlingsunterkunft hat. Vor allem über Gewalt und  Anschläge in und auf Flüchtlingsunterkünfte hat er viel berichtet.

Der Titel „Die Männer sind wütend“  ist sehr aussagekräftig, jedoch lässt er trotzdem eine Frage offen: Auf was sind die Männer wütend? Die Gründe der Auseinandersetzungen sind laut Artikel nicht bekannt, jedoch wir ein möglicher Grund genannt, warum alleinreisende Männer eher zu Gewalttaten neigen könnten. Sie fühlen sich ungerecht behandelt.

 Viele der jungen Männer in den Erstaufnahmen fühlen sich ungerecht behandelt.[…] Alleinreisende Männer sind dadurch oft viele Monate lang in einer Erstaufnahme und sehen, wie Flüchtlinge, die nach ihnen einquartiert wurden, vor ihnen weiterkommen. Viele der jungen Männer beschweren sich, dass andere bevorzugt würden. Über die Gründe kursieren Verschwörungstheorien, hängen bleibt der Eindruck: Wir werden unfair behandelt.

Ob dies jedoch der alleinige Grund für die Auseinandersetzung ist, ist fragwürdig.

Wie man auch hier wieder sehen kann, ist es wichtig, den Text genau zu hinterfragen. Was denkt Ihr über den Artikel der Zeit und was ist Eure Meinung zum Thema Flüchtlinge?

 

6 thoughts on “Flüchtlingsunterkunft: Die Männer sind wütend – kritische Beobachtung

      • Anna says:

        Hallo, weil 600 Menschen für mich erstmal eine abstrakte Zahl ist. Mit dieser Antwort und unter der Annahme, dass es an meiner Schule auch etwas diese Schülerzahlen gab, kann ich mir die „Belegungsdichte“ der Unterkunft besser vorstellen.

  1. ta.han says:

    Hallo th.egl,
    ich finde es gut, wie kritisch du den Artikel betrachtet hast. Viele deiner offengebliebenen Fragen habe ich mir bei Lesen des Artikels auch gestellt. Besonders fraglich erscheinen mir die „fehlenden Statistiken“ der Polizei und die Tatsache, dass erst bei Freiheitsstrafen von drei Jahren die Täter Folgen für ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland tragen müssen. Hier sehe auch ich dringenden Handlungsbedarf. Natürlich muss man dazu die Motive der Täter genauer untersuchen. Sind sie schlichtweg kriminell und auf den Schaden anderer aus? Oder handelt es sich lediglich um traumatisierte und schlechtbehandelte Opfer von Gewalt, die späterhin keinen anderen Ausweg sehen, als die eigene Anwendung von Gewalt? Dein Blogpost hat mir definitiv einen Denkanstoß zum Thema Gewalt unter Flüchtlingen gegeben. Weiter so!

  2. Anna says:

    Hallo th.egl,
    auch ich finde Deine Herangehensweise an den Artikel gut. Aufgrund meiner Erfahrungen und meines Wissens, bin ich der Meinung, dass dieser Artikel in zweierlei Art gelesen werden kann.
    1) Gestern haben sie noch Fußball gespielt, die sind in einer Schule und nicht in einem ehem. Baumarkt untergebracht, es kommen Freiwillige, die sich um sie kümmern, sie haben Deutschkurse und sogar Ausbildungsplätze in Aussicht und dann prügeln die sich weil sie sich unfair behandelt fühlen, dass sogar mehr als 20 Streifenwagen hinzugezogen werden müssen. Oder sie besaufen sich. Und immer sind es Syrer und Eritreer.
    2) Da leben 600 Menschen in einer Schule und können nicht nach 6, 8 oder 10 Stunden wieder nach Hause zu ihrer Familie oder ihren Freunden. Jeder von ihnen hat Erfahrungen gemacht, von denen wir uns keine Vorstellung machen können. Von den 24 „Freizeit“, die sie haben, war gestern zur Abwechslung mal ein Fußballspiel, kommen vllt. 2 oder 3x die Woche Freiwillige, die sich sicher nicht mit allen 600 beschäftigen. Meist wird sich wohl hauptsächlich um die Kinder gekümmert. In den Deutschkursen werden wohl auch nicht alle 600 unterrrichtet. Und selbst wenn man unterstellen würde, dass alle 600 Menschen werktäglich für 3-4 Stunden unterrichtet würden. Was ist mit der restlichen Zeit in der die Gedanken kreisen um die zurückgelassene Heimat, Freunde, Familie, Verstorbene und um eine Zukunft, die mehr als ungewiss ist. Und dann gibt es immer wieder Frauen, Familien, Kranke, die bevorzugt behandelt werden.
    –Ich bin der festen Überzeugung, wenn diese über Monate anhaltende Situation mit Deutschen aus allen Bundesländern nachgestellt werden würde, bekämen wir keine anderen Schlagzeilen. Nur dann wären es nicht Eriteer gegen Syrer, sondern vllt. Hessen gegen Holsteiner.
    Experiment: Versuch mal Dich an einer vollen Kasse mit nur 1 zu kaufenden Artikel vozudrängeln.
    Wenn doch die Frage nach der Herkunft der Gewalt beantwortet werden soll, warum wurde kein Gesellschaftspsychologe oder sonst jmd. der sich berufsmäßig mit der Frage von Psyche und/oder Gewalt beschäftigt dazu befragt? Was sagt z.B. Wikipedia zu Lagerkoller? DIE WELT hat sich die Frage auch gestellt: http://www.welt.de/politik/deutschland/article147691155/Wenn-der-Lagerkoller-Fluechtlinge-durchdrehen-laesst.html – der Ton erscheint mir jedoch einfühlender als bei obigem Artikel.
    Z.B. dass der obige Artikel mit „Delikat“ beendet wird, was einem „Und jetzt kommts“ entspricht. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu lesen, bin ich emotional schon auf etwas unfassbares (in diesem Zusammenhang eher negatives) eingestellt. Das ist das letzte Empfinden zu diesem Artikel. Hat der evtl. einen größeren Einfluss als eine positive Aussage am Anfang? Und vllt. gibt es ja die Auswirkungen auf das Aufenthaltsrecht genau aus den Gründen der Einzelfallprüfung, die von ta.han angesprochen wurden?
    „Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Ich denke, eine Statistik anzulegen, wird nicht das Problem sein – welche Schlüsse daraus gezogen werden (können) schon eher. Der, dessen Meinung mit der Statistik bestätigt wird, wird sie anerkennen, aber der, dessen Meinung widerlegt wird, wird Punkte finden, warum die Statistik nicht korrekt ist und sie als Grundlage von Erkenntnissen ablehnen. Oder sie wird bewusst oder unbewusst falsch interpretiert (siehe Mammographie).

    Du selbst zweifelst an, dass das Gefühl der unfairen Behandlung der Flüchtlinge der alleinige Grund für die Gewalt ist. Welche Gründe siehst Du sonst noch?

    Ja, die Gewalt unter Flüchtlingen ist vorhanden, das darf auch nicht verheimlicht werden. Aber woher diese wirklich kommt, wird meiner Meinung nach in diesem Artikel nicht geklärt.

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