Vegan, vegan, vegan

Der Veganismus wird als Ernährungsform immer beliebter. Dem Konsument winkt selbst in den abgelegtesten Supermärkten vegane Produktvielfalt entgegen, in Social- Networks werden die besten vegane Rezepte und Tipps für den besten Käseersatz untereinander ausgetauscht. Die Zahl der in Deutschland lebenden Veganern wird auf ungefähr 600.000 (2012) geschätzt. Dabei ist ein Veganer eine Person, welche auf tierische Produkte jeglicher Art verzichtet; auch Honig oder Daunenfedern in der Bettwäsche werden gemieden. Zudem umgehen Veganerinnen oftmals Kosmetik, welche an Tieren getestet wurde. Auch um Produkte von Lebensmittelkonzernen wie Nestle wird meist einen Bogen drum gemacht, da der Konzern oft aufgrund von Tierversuchen in der Kritik steht. Die Beweggründe sind oftmals dieselben: Die vegane Ernährung sei gesünder, Tierleid kann mit der ethischen Moral nicht verbunden werden und eine vegane Ernährung sei nachhaltiger, als die der „Omnivoren„. Doch ist der Veganismus wirklich die nachhaltigste Ernährungsform?

Der Fleischkonsum im heutigen Maße hat viele Folgen für unsere Erde:

  • Unsere Nutztiere bekommen Kraftfutter in Form von Sojabohnen. Dafür muss Soja im Tropenwald angebaut werden. Dafür müssen große Flächen an Tropenwald gerodet werden.
  • Zudem „pupsen“ Kühe Methan aus, ein weiteres Treibhausgas, was für die Erderwärmung zuständig ist. Die Tiere machen nicht den Großteil der Methan- Emissionen aus. Allerdings kann durch einen bewussteren Fleischkonsum selbst dieser Teil verringert werden.

    Methan- Emissionen weltweit im Jahre 2006 
  • Was wir hier auf dem Land als „Landluft“ bezeichnen ist Gülle, mit welcher das Feld des Bauers gedüngt wird. Die Gülle sickert bis zum Grundwasser durch und verschmutzt es, die Nitratwerte im Wasser steigen. Erhöhte Nitratwerte sind deshalb gefährlich, da Nitrationen die Sauerstoffaufnahme behindern und sogar krebserregend sein können.

 

Ist der Veganismus die bessere Alternative?

Meiner Meinung nach nicht zwingend. Da man sich als Veganer zwangsweise mit viel Obst und Gemüse auf dem Speiseplan auseinander setzen muss, sollte man hier dringend auf regionale und saisonale Produkte setzen. Müssen Erdbeeren oder Himbeeren im Winter sein? Erdbeeren, welche wir im Winter kaufen können, kommen oft aus Spanien, wo Wasserknappheit herrscht. Die Erdbeerplantagen werden deshalb oft mit illegalen Brunnen bewässert. Zudem sind diese Erdbeeren mit Pestiziden belastet und schmecken im Winter oftmals nicht so gut wie deutsche Erdbeeren.

Ein anderes Problem stellen die vielen Fleischalternativen dar, da diese oftmals Palmöl enthalten. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass natürlich nicht jeder Veganer sich von solchen Alternativen ernährt, da es aber diese Produkte gibt, muss es dementsprechend auch eine mehr oder weniger große Nachfrage geben. Natürlich enthalten auch Produkte wie Nutella oder Tiefkühlpizzen Palmöl. Hierfür gibt es jedoch Alternativen, bei veganen Fleischalternativen gibt es oftmals nur eine Marke, welche in einem Supermarkt vertreten ist. Alternativen sind hier also schwieriger zu finden. Auch für die Palmöl- Produktion wird Regenwald abgeholzt, um Platz für Palmöl- Monokulturen zu schaffen.

Viele Fleischalternativen werden aus Sojabohnen hergestellt. Alternativen aus Lupinen werden erst langsam bekannter. Sojabohnen werden oft in Südamerika angebaut, auch hierfür wird wieder Regenwald abgeholzt. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass „nur“ 1 Prozent der angebauten Sojabohnen für Sojaprodukte weiter verwendet werden. Soja in Brasilien schneidet in dieser Klimavergleichstudie auch schlecht ab.

soja
Screenshot von verschiedenen Sojaanbaugebieten im Vergleich

 

Der Vergleich zeigt meiner Meinung nach sehr gut auf, wie viel Wasser eingespart werden kann, wenn man beim Kauf auf das Herkunftsland achtet.

Reicht eine Ernährungsweise um sich als nachhaltiger Mensch zu bezeichnen? Nein es reicht nicht. Nachhaltigkeit geht viel weiter als nur darauf zu achten, was man isst. Der Veganismus ist für mich ein Schritt in eine richtige Richtung. Nicht nur weil auf Fleisch verzichtet wird, sondern weil sich Veganer oft intensiver mit der Umwelt auseinandersetzen. Sich aber darauf auszuruhen, zu sagen „Ich lebe vegan“, fahre aber zum Supermarkt um die Ecke mit meinem Auto und kaufe wöchentlich bei Primark ist sicher keine gute Lösung.

5 thoughts on “Vegan, vegan, vegan

  1. Anna says:

    Also ich möchte wissen, wie der Hersteller von Sojagranulat in Ö mit Ökostrom heißt und wo ich das (möglichst in Großpackung weil weniger Verpackungsmüll) bekommen kann.

    Ich ziehe meinen Hut und bin davon überzeugt, wenn „die anderen“ Veganer so argumentieren und auch die „Schwächen“ ihrer eigenen Ernährungsweise benennen würden, wie Du es tust, wären die „Fronten“ nicht so unbeweglich.
    Ich esse echt nicht viel Fleisch, meine Umgebung ist jedesmal erstaunt, wenn ich mir alle Jubeljahre mal ´ne Currywurst hole, aber wenn ich Deine Artikel lese, überlege ich, wie ich das noch reduzieren könnte 😉 Jedoch schmecken mir die Tofusachen, die unser Kantine anbietet, nicht. Auch die Konsistenz sagt mir nicht zu.
    Und ich weiß nicht, was für Auswirkungen die (chem.) Zusatzstoffe von käuflichen Alternativen für den Veganer haben. Ich habe manchmal das Gefühl einer Verschiebung des Leids von der Massentierhaltung hin zur Natur oder zu den Veganern selbst.

    Hast Du andere Sachen (außer Ernährung) gefunden, bei denen Du nachhaltiger werden möchtest und das bewusst angehst?

    evtl.ändern: abgelegtesten -> abgelegensten // ich würde aus dem Bauch heraus „die besten veganen Rezepte“ schreiben // um[…]Nestlé wird meist ein Bogen gemacht

    • ch.bru says:

      Hallo Anna!
      Zuerst einmal vielen Dank für den interessanten Kommentar!
      Ich selber habe bei Google nochmal nachgeforscht, und bin auf keinen Hersteller zugestoßen, der unter solchen Bedingungen Soja herstellt.
      Ich muss selber gestehen, dass ich mich noch nicht mit dem Tofu- Geschmack anfreunden kann, bis jetzt tränke ich ihn immer in ganz viel Ketchup…
      Auch unsere Kantine bietet gelegentlich „vegetarische Wienerle“ an, ob diese auf Basis von Milch oder Tofu sind, weiß ich nicht, ich kaufe mir solche Speisen trotzdem nicht, weil ich an dem Geschmack zweifel.
      Sachen bei denen ich nachhaltiger werden möchte ist mein Müllverhalten. Ich bin total von dem Zero- Waste Trend begeistert, habe auch einen Blogpost dazu verfasst.Beim Veganismus denke ich, dass es zum Beispiel sehr schwierig ist, unverpackte Milchersatzprodukte zu bekommen. Bei mir auf dem Dorf, kann ich Kuhmilch beim Bauern umfüllen lassen. Das geht mit meiner geliebten Hafermilch nicht, die muss ich im Tetra Pak kaufen. Genau so sehe ich in Supermärkten nirgenswo unverpackten Tofu oder Chia- Samen. Bei Fleisch würde sich an der Frischtheke ja vielleicht noch selbst mitgebrachte Tupperdosen machen…
      Haben Sie mal die Inhaltsstoffe eines Alpro Joghurts oder einer Alpro Milch studiert? Es sind Inhaltsstoffe, von denen ich noch nie gehört habe. Deshalb bin ich auch einfach auf die Milchdrinks von Eigenmarken wie NaturGut (Penny) umgestiegen, meine Hafermilch enthält: Wasser, Hafer, Sonnenblumenöl und Meersalz. Man muss halt einfach nach Ausweichmöglichkeiten suchen.
      Liebe Grüße,
      Chiara

  2. Anna says:

    Hallo Chiara,
    ich bin von Zero-Waste auch voll begeistert. Hier mal 2 Blogs, die was für Dich sein könnten, wie ich finde 😉
    http://wastelandrebel.com/de/lebensmittel-unverpackt-einkaufen-zerowaste101/
    http://zumursprungzurueck.com/category/02-selbermachen/rezepte/getranke-milch/
    das ist jetzt purer Zufall, passt aber wie Faust auf Auge 😉 https://quarkimpfandglas.wordpress.com/2016/01/26/milch-von-der-haferkuh-fuers-klima/
    Ebenfalls Liebe Grüße
    Anna

  3. Anna says:

    Hallo Chiara,
    ich habe diesen Tofu-Hersteller (aus einem Beitrag) gefunden: Er verwendet Strom und Gas aus regenerativen Quellen, auch wenn er auf deren genaue Herkunft nicht eingeht, aber das kann man ja erfragen. http://taifun-tofu.de/de/konsequent-oekologisch Ist das nicht bei euch in der Region? Vllt. bekommst Du den Tofu ja ohne Verpackung 😉
    Ansonsten habe ich auf einem Blog diesen Beitrag gefunden http://www.zerowastefamilie.de/Verpackungslos-Einkaufen-in-der-M.ue.hle.htm
    Vielleicht habt ihr ja das Glück, eine Mühle in der Nähe zu haben – ich drück die Daumen!

    • ch.bru says:

      Vielen Dank für den heißen Tipp! Ich wollte mich sowieso bei Taifun erkundigen, die Firma passt einfach perfekt in mein Facharbeitsthema und ist, fast um die Ecke bei mir 😉

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