Elektroautos – Politik setzt keine klaren Signale

Der Renault Twizy

Wir sind Jungs und interessieren uns (natürlich) für Autos. Weil wir im Seminarkurs das Thema Nachhaltigkeit haben, lohnt es sich einen Blick auf die Elektroautos zu werfen. Da einem in Sachen wie der aktuellen Entwicklung der Elektroautos oder der Meinung von Kunden am besten ein Autohaus weiterhelfen kann, haben wir am 27. Februar das Autohaus Pfunder besucht. Die Erfahrung mit Elektroautos haben sie durch die Marken Renault und Nissan, denn diese haben beide mehrere Elektroautos in der Modelpallette.

Nachfrage an Elektroautos

Zuerst wollten wir wissen, ob die Nachfrage an Elektroautos steigt und ob diese durch den VW-Abgasskandal verstärkt ist.

Als Antwort erhielten wir ein eindeutiges Ja. Es gebe viel Interesse an Elektroautos, denn viele Kunden nehmen eine Probefahrt war. Doch kaufen wolle niemand. Grund dafür sei die eventuelle Einführung einer Kaufprämie für Elektroautos. Keiner möchte es riskieren, jetzt ein, noch recht teures, Elektrofahrzeug zu kaufen und dann später eine neu eingeführte Kaufprämie zu verpassen. Das sei für die aktuelle Entwicklung von Elektroautos sehr bremsend, weil das Interesse der Kunden ja schon vorhanden ist. Deshalb müsse bald eine Entscheidung der Politik kommen.

Der VW-Abgasskandal habe mit der Entwicklung nichts zu tun, sie würden nur teilweise eine „Bloß kein Diesel“-Mentalität erkennen können.

Sind Elektroautos wirklich nachhaltiger?

Des Weiteren haben wir uns gefragt, wie nachhaltig ein Elektrofahrzeug wirklich ist. Denn wenn man über Nachhaltigkeit spricht, darf man nicht nur das Endprodukt betrachten. So spielt auch die Produktion eine wichtige Rolle. Die ist im Falle des Elektroautos sehr energieaufwändig (wegen der Batterie) und ist mit weiteren CO2-Emissionen während der Herstellung verbunden.

Das Hauptproblem für Elektroautos sei die Produktion der Batterie und dessen Entsorgung. Dabei werde jedoch exakt auf die Wiederverwendung aller Materialien (z.B. seltene Erden) geachtet, sodass sie zu 100% recycelbar sind. Des Weiteren fallen beim Elektroauto teils umweltschädliche Einzelteile wegen dem Elektromotor weg: Sämtliche Teile wie die Katalysatoren, Lichtmaschine, Auspuff, Motoröle, Zahnriemen usw. fehlen.

WindkraftDie Batterien würden zwar eine CO2 lastige Produktion haben, doch das würde wieder mit der langen Lebenszeit kompensiert. Wenn z.B. die Batterie eines Elektrofahrzeugs weniger als 80% Kapazität hat, lohnt sie sich aufgrund der geringen Reichweite nicht mehr in einem Fahrzeug. Doch die Batterie werde nicht entsorgt. Da die erneuerbaren Energien nicht auf Nachfrage Energie bereitstellen können, muss der Strom gespeichert werden, damit er dann auf Nachfrage verteilt werden kann. Dafür seien die Batterien für Energieanbieter wichtig, denn diese sind jetzt auf viele Speichermöglichkeiten angewiesen.

Als einen weiteren, uns damals noch unbekannten, Einsatzort für Elektroautos wurde uns das Vehicle to Grid System gezeigt. Hierbei dient das Elektrofahrzeug als Zwischenspeicher für Energieanbieter. Wenn z.B. in der Nacht viel Strom erzeugt wurde, dieser aber um diese Zeit kaum Bedarf hat, kann dieser an Steckdosen verbundenen Elektroautos zwischengespeichert werden. Wenn dann wieder eine hohe Anfrage vorhanden ist, wird auf den Strom im Elektroauto zugegriffen. Davor hat der Besitzer mit dem Anbieter ausgemacht, wie viel Prozent des Akkus er benutzen darf.

Außerdem könne das in der Fabrik anfallende CO2 besser gefiltert werden, als bei einem Fahrzeug mit begrenztem Platz, was erneut für die Nachhaltigkeit eines Elektroautos spricht.

Beispiel ABS

Bei der damaligen Einführung des ABS kostete ein Auto mit dem ABS um die 5000 DM mehr und wurde somit selten verbaut. Die Versicherungen haben dann gesagt, dass 10% der Versicherungssumme zugeschossen wird, wenn das Auto ein ABS-System verbaut hat. Folglich wurde das ABS immer weiter verbreitet, bis es zum heutigen Standard wurde.

Hierbei gehe es den Mitarbeitern vom Autohaus Pfunder nicht um die Höhe der Prämie, sondern darum, dass überhaupt etwas gemacht werde. Der Verbraucher müsse sehen, dass die öffentliche Hand Interesse an der neuen Technologie hat und es aktiv gefördert wird. Dass man bei neuen Technologien mehr bezahlen muss, solle dem Kunden klar sein, doch wenn überhaupt kein Interesse vom Staat vorhanden ist, dann würde sich die Technologie kaum durchsetzen. Aktuell setze die Politik keine klaren Signale, und daraus folgt, dass die Verbraucher nicht in ein Elektroauto investieren.

Werden sich Elektroautos in den nächsten Jahren durchsetzen?

Zapfsäule
Elektro-Zapfsäule

Auf jeden Fall müsse eine Alternative für Verbrennerautos her, denn die fossilen Brennstoffe sind endlich. Außerdem mache die Akkutechnologie momentan starke Fortschritte, weil von den Firmen viel Geld investiert werde. Und wenn der Punkt erreicht ist, wo ein Elektrofahrzeug mehr als 400 km Reichweite hat, dann sei eine wichtige psychologische Hürde überwunden. Auch wenn die meisten Leute nicht mehr als 80 km an einem Tag fahren, bestehe trotzdem die Angst stehen zu bleiben. Deshalb müsse laut Herrn Merlot ein Umdenken stattfinden, damit sich die Elektroautos in der Gesellschaft etablieren.

Eine Idee dafür hatte Herr Merlot mit einem Batterie-Tausch-System an Tankstellen. Hierbei hat jede Tankstelle mehrere volle Batterien auf Lager, die man mit seiner leeren tauschen und sofort weiterfahren kann. Das würde einheitliche Batterien voraussetzen, doch die Hersteller würden sich nicht auf eine Norm einigen können. Auch hier fehle wieder eine Weichenstellung von der Politik.

Muss die Weichenstellung zur Durchsetzung der Elektroautos von der Politik oder Industrie kommen?

Hier verweist Herr Merlot klar auf die Politik. Die Industrie stelle das her, was sie gut verkaufen könne. Deshalb müsse die Politik es so regeln, dass man mit einem Verbrennerauto einen deutlichen Nachteil und mit einen Elektrofahrzeug einen Vorteil habe. Somit seien hier gesetzliche Regelungen, Zuschüsse und Förderungen von der Politik gefragt.

Und was ist mit Hybrid-Autos und dem Wasserstoffantrieb?

An sich sei die Idee nicht schlecht, jedoch sei das Hybrid-System nur eine Brücken-Technologie. Nissan wolle die Endtechnologie, deshalb investieren sie nicht in Hybrid, sondern in den Ausbau von Akkus. Und der Wasserstoffantrieb ist wegen der Lagerung ungünstig, denn dieser muss auf -273°C gekühlt werden und sei damit mit zu großen Aufwand verbunden.

 

Aus dem Interview nehmen wir mit, dass mit der aktuellen Entwicklung, das Ziel der Bundesregierung 2020 1 Millionen Elektroautos auf den Straßen zu haben, nicht zu erreichen ist. Deshalb muss die Regierung klare Signale setzen, um die Technologie dem Verbraucher lukrativer und vorteilhafter zu machen und auch die Infrastruktur an Ladestationen ausbauen. Erst dann kann das Elektroauto zusammen mit den aktuellen Fortschritten der Industrie eine wirkliche Zukunft haben.

Wir möchten uns beim Autohaus Pfunder für das interessante Gespräch bedanken! Von der tatsächlichen Nachhaltigkeit, über die momentan noch schlechten Verkaufszahlen, bis hin zur Zukunft der Elektroautos konnten uns alle Fragen beantwortet werden. Zudem können wir jedem Gespräche wie diese empfehlen, da die Informationen von geschulten Personal handfester als so manche Quellen im Internet sind. Außerdem ist es interessant herauszufinden, welche Unternehmen in meiner Umgebung sich für die Zukunft engagieren.

2 thoughts on “Elektroautos – Politik setzt keine klaren Signale

  1. Die in Aussicht gestellt Prämie wird sicherlich den ein oder anderen zum Kauf animieren. Bleibt dennoch abzuwarten, wie sich das ganze in Zukunft entwickelt, zumal die Meinungen zu diesem Thema doch recht unterschiedlich sind.

    • s.ger says:

      Ich glaube auch, dass durch die Kaufprämie vermehrt zu Elektroautos gegriffen wird. Wichtiger finde ich aber, dass über die Autos geredet wird, denn nur so schaut sich der ein oder andere mal eins an oder leiht es sich als Ersatzfahrzeug wenn das eigene in der Werkstatt ist.

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