Interview mit dem Biomarkt Löwenzahn

Theorie ist eine Sache, Praxis eine ganz andere. Um auch im Rahmen unseres Seminarkurses nicht nur theoretische Erfahrungen mit dem Thema Nachhaltigkeit zu machen, sondern auch praktisch tätig zu werden, sollten wir Interviews mit lokalen Firmen halten. Schnell war für uns ein Betrieb klar, welcher uns im Bezug der Nachhaltigkeit interessiert: Der Biomarkt Löwenzahn in Müllheim. Seit seiner Eröffnung im Jahre 2009 bieten die Inhaber Ulrich und seine Frau Angela Zimmermann Produkte in höchster Bioqualität an. Sie wollen Bioprodukte nicht vermarkten weil es „in“ ist, sondern sie vertreten eine Philosophie, welche sich seit Jahren durch den Betrieb zieht. Bio tut laut Frau und Herrn Zimmermann nicht nur der Umwelt, sondern auch uns selber gut.

Ulrich Zimmermann wuchs in einer Müllerfamilie auf und machte früh Erfahrungen mit ökologischer Landwirtschaft. Durch diese Erfahrungen wurde das Interesse für ökologische Nahrungsmittel größer, und die Idee einen eigenen Bioladen zu führen wurde immer präsenter. Und diese Idee wurde auch ein großer Erfolg: Von 75 Quadratmetern musste auf 375 Quadratmeter expandiert werden, die Mitarbeiteranzahl musste auf 25 aufgestockt werden. Da die meisten Mitarbeiterinnen Mütter sind, sieht Zimmermann es als selbstverständlich an, familienfreundliche Teilzeitarbeit zu gewährleisten. Das Angebot reicht von Bio- Babynahrung bis zu ökologischem Hundefutter, aber auch Ökoweine sind im Sortiment verankert. Natürlich alles aus Bioland- und Demeter- Anbau versteht sich. Mit diesen Informationen im Hintergrund machten wir uns nun auf unser allererstes Interview auf. Wir möchten darauf hinweisen, dass die Antworten nicht wortwörtlich wiedergegeben wurden, der Informationsgehalt aber der gleiche ist. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für die Bereitschaft der Inhaber, ein Interview mit uns zu führen.

Das Interview

Herr Zimmermann hat die Idee eines Bioladens nicht nur durch den kleinen Hofladen seiner Famillie bekommen. Freunde trugen ebenfalls dazu bei, dass er einen eigenen Laden eröfnette. Als seine Frau schwanger wurde, achteten die beiden immer auf auf Bio. Auch Freunde des Ehepaares wollten biologische Produkte ausprobieren und so fing Herr Zimmermann an, auch seine Freunde mit Bio-Lebensmitteln zu versorgen. Irgendwann kam schließlich die Idee, nicht nur die eigenen Freunde mit Bio-Produkten zu versorgen. Und Herr Zimmermann hat jede Menge Bio-Produkte in seinem Laden anzubieten. Nicht nur Standard-Lebensmittel, sondern auch Tierfutter, Babynahrung und sogar Kosmetik sind im Bio-Laden Löwenzahn zu finden. Laut Zimmermanns Aussage verkaufe sich Obst und Gemüse jedoch am besten. Die Ware habe eine sehr hohe Qualität und diese schmecke man. Zudem werde die Lebensmittel, so Zimmermann, täglich frisch angeliefert und seien nur fünf Stunden alt. Bezogen werden diese Lebensmittel aus der Demeter -Gärtnerei Piluweri, welche nicht einmal 3 Kilometer von dem Geschäft Löwenzahn entfernt ist. Generell liefe aber alles recht gut.

Nicht nur Gemüse und Obst sind Demeter-Ware. Generell findet man in dem Laden hauptsächlich Demeter oder Bio-Land Verbandsware. Einige Produkte stammen auch von Rapunzel. Rapunzel ist eines der Urgesteine des Biolebensmittelhandels. Zimmermann mag sehr, dass sie die gleiche Philosophie vertreten. Manchmal, so Zimmermann, sei es jedoch nicht vermeidbar, auf EG Bio zurückzugreifen um die Warenvielfalt im Laden zu wahren. Die Bio-Produkte sind alle zertifiziert. Die Verbände kontrollieren ihre Hersteller selber sehr streng. Zudem gäbe es auf dem Land jährlich Kontrollen. Das weiß Herr Zimmermann aus eigener Erfahrung. Bei Produkten weiß er es nicht genau. Vermutlich alle zwei bis drei Jahre, so Zimmermann. Die meisten Zulieferer stellen nur Bio-Produkte her. Lediglich EG Bio produziert nebenher noch konventionelle Ware. Zimmermann sieht dies kritisch. Ihm ist es wichtig, dass die Bio-Philosophie tatsächlich vertreten wird und er findet es schwer, Vertrauen zu fassen, wenn nebenbei noch konventionelle Ware hergestellt wird.

Bio-Ware hat außerdem eine  geringe Pestizidbelastung. Zimmermann ist bei seinen Produkten die Nulltoleranz in Bezug auf Pestizide besonders wichtig.

pestizidbelastungVergleich zwische konventionellem und bio Obst/Gemüse

 

Zimmermann betont jedoch, dass selbst die Bio-Ware, deren Pestizidbelastung den vorgegeben Grenzwert überschreitet, meist immer noch weniger Pestizide enthalte, als konventionelle Ware, welche im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen liege.

Auch auf Regionalität wird bei Löwenzahn geachtet. Die lokalen Zulieferer aus beispielsweise Hügelheim werden auch persönlich besucht. Da Zimmermann jedoch auf die Wünsche der Kunden eingehen möchte, werden auch ausländische Produkte wie Bananen oder Mangos angeboten. Da ist es klar, dass Zimmermann sich auf die Aussagen der Verbände und Produzenten verlassen muss. Tieren, deren Fleisch in der Fleischtheke von Löwenzahn landet, wird angeblich so wenig Soja wie möglich gefüttert. Gentechnik ist schon aufgrund der gesetzlichen Vorgaben tabu.

Fleisch wird aber nicht von allen gekauft. Auch Zimmermann spürt den wachsenden Trend zum Veganismus. Schon früher, so Zimmermann, gab es genügend vegane Produkte. Inzwischen sei es aber notwendig diese extra zu kennzeichnen und immer mehr Produkte kämen auf den Markt. Da Bio und Veganismus immer beliebter werden, ist es kein Wunder, dass Zimmermann eine breite Vielzahl von Kunden in seinem Laden auffindet. Den klischeehaften Ökokunden gäbe es kaum noch. Stattdessen kämen immer mehr Leute aus verschieden Altersklassen, die einfach etwas Gutes für sich und ihre Umwelt tun wollen. Im Grunde, so Zimmermann, seien sie ein Bio-Feinkostladen.

Gutes für die Umwelt tun ist ein treffendes Stichwort. Nicht nur die Produkte schonen laut Zimmermann die Umwelt. Er hat auch eine Solaranlage auf seinem Dach installiert und habe schon früher ausschließlich grünen Strom aus Wasserkraft bezogen. Auch wird darauf geachtet, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Zimmermann habe schon einige Gespräche mit Lieferanten diesbezüglich geführt. Einer soll die Paletten in viel Folie verpacken. Zimmermann schicke diese immer zurück in der Hoffnung, dass der Zulieferer das nächste Mal weniger Plastik verwendet. Manchmal sei Plastik jedoch unvermeidlich. Man müsse alles in Relation sehen. Nicht jedes Produkt sei dafür geeignet, in Glas aufbewahrt zu werden. Bei denen, wo es möglich ist, achte Zimmermann aber auf Glasbehälter.

Fazit

Wir zwei sind überzeugt: Hinter diesem Laden steckt viel Ehrlichkeit, Herzblut und sicher auch viel Schweiß. Herr Zimmermann vertritt ehrlich die Philosophie des Ökolandbaus, weswegen er auch auf Müll und Strom achtet. Dennoch ist der Löwenzahn mehr als ein Bauernladen und vielleicht auch mehr als ein Nischenladen. Das Sortiment wird sehr auf die Wünsche der Kunden abgestimmt, weswegen teilweise Kompromisse geschlossen werden müssen. Weite Transportwege sind kaum zu vermeiden. Trotzdem wird versucht, wo es geht auf Regionalität zu achten, manche Zulieferer sind sogar einen Katzensprung entfernt. Da er selbst Landwirt ist, weiß er, worauf er achten muss, und was im Bereich des Möglichen ist.

 

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