Kindersoldaten sind, wie der Name bereits verrät, Personen unter 18 Jahren die am Krieg teilnehmen. In Brasilien betrifft dies den Drogenkrieg, der sich hauptsächlich in den Favelas abspielt. Weltweit gibt es 250 000 Kindersoldaten, in dieser Statistik ist Brasilien jedoch nicht mit inbegriffen, da dort offiziell kein Krieg herrscht. Trotzdem finden sich auch hier erschreckende Zahlen; allein in Rio de Janeiro sind 9000 Kinder und Jugendliche bewaffnet, darunter auch Mädchen. Nur 21% von ihnen erreichen das 21. Lebensjahr und werden deshalb Welt-Arbeitsorganisation als „hochriskante Ausbeutung von Arbeitskraft“ eingestuft.
Welchen Nutzen haben Drogenkartelle von solchen unerfahrenen Arbeitskräften?
Die Hauptaufgabe der Kindersoldaten besteht darin die verfeindeten Banden oder die Polizei auszuspähen und vor ihnen zu warnen. Ältere Kinder helfen dann diese abzuwehren, indem sie willkürlich um sich schießen und so versuchen die Gegner abzuwehren. Bei diesem Manöver kommen oft zahlreiche unbeteiligte Menschen ums Leben, die von solchen Blindgängern getroffen werden. Die Kindersoldaten sterben auf Grund ihrer schwachen Position, teilweise werden sie auch von Verräter enttarnt und ermordet.
Wer einmal Mitglied einer solchen Bande ist, schafft es schwer wieder von alleine hinaus. Was bewegt die Kinder also dazu sich freiwillig einer solchen anzuschließen?
Um die Beweggründe zu verstehen, muss man einen genaueren Blick auf ihre Lebensumstände und ihr soziales Umfeld werfen. Die Kinder wachsen meist in Favelas auf, von Kriminalität umgeben. Waffen und Gewalt werden dadurch als normal angesehen und die Hemmschwelle selbst zu einer zu greifen ist gering. Die Hoffnung auf eine Karriere im Drogengeschäft und dem damit verbundenen Respekt und das Ansehen, treibt Kinder und Jugendliche in die gefährliche Arbeit als Kindersoldat. Es ist sehr schwer wieder herrauszukommen, da die meisten Kinder Drogen konsumieren und somit auf die Dealer angewiesen sind. Nicht zu unterschätzen ist auch die enorme Reichweite der Drogengangs, die es nahezu unmöglich macht einfach auszusteigen.
Seit ein paar Jahren greift die Regierung immer stärker in diese Auseinandersetzungen ein, in dem sie die sogenannte „Friedenspolizei“ UPP in die Favelas schickt, um diese zu befrieden. Bis 2009 befand sich fast jede Favela Rio de Janeiros in Gewalt von einer der drei größten Verbrecherorganisationen, dazu zählt das Rote Kommando, Terceiro Comando und Amigos dos Amigos. Der Befriedungsprozess der Favelas findet wie folgt statt; Zuerst kündigte die Regierung ihr Vorhaben in der jeweiligen Favela an, dann stürmt die Spezialeinheit BOPE das Gebiet, entzieht den Bewohnern die Waffen und spürt Verstecke der Drogenbande auf. Anschließend übernimmt die Polizeieinheit UPP die Favela und sorgt bestenfalls dauerhaft für Frieden.
Auch wenn diese Strategie vielfach kritisiert wurde, sind bereits große Erfolge zu sehen und die Kriminalität in den befriedeten Favelas und somit auch die der Kindersoldaten, ist deutlich zurück gegangen.
Dazu hat auch das Projekt „Nie mehr Kindersoldaten“ der Organisation IBSS beigetragen. Es ermöglicht ehemaligen Kindersoldaten eine Zukunft, indem ihnen Zugang zu Bildung und Arbeit verschafft wird, ohne sie aus ihrem sozialen Umfeld zu reißen. Außerdem werden die Kinder und Jugendlichen individuell betreut und sie werden dabei unterstützt die traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Unter den bisherigen Teilnehmer, die das Programm erfolgreich abgeschlossen haben, gibt es geringe Rückfallquote von 3,8 %.