Argentinien wurde von 1976 bis 1983 durch einen Militärdiktatur regiert. Die Militärjunta bestand aus drei Oberbefehlshabern des Heers, der Luftwaffe und der Marine. Während der sieben Jahre gab es immer wieder personelle Wechsel in der Militärjunta: Jedoch war der General Jorge Rafael Videla für die nächsten fünf Jahre zum Präsidenten der Junta bestimmt worden. Während der Militärdiktatur kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen mit Staatsterror. Es sind ca. 30.000 Opfer zu dieser Zeit zu verzeichnen. Besonders prägend für diese Zeit sind die zahlreichen Entführungen, Folterung und Ermordungen von politischen Gegnern.
Eines der wohl schrecklichsten Verbrechen während der Militärdiktatur ist der Kindesraub: In Geheimgefängnissen war es eine gängige Praxis, die neugeborenen Kinder von gefangenen Frauen, die meistens kurz nach derEntbindung ermordet wurden, an Offiziers- oder Unternehmerfamilien zu geben. Dies geschah meist gegen Bezahlung. Die Kinder wuchsen unter einer falschen Identität auf; ihre wahre Herkunft wurde ihnen verschwiegen. In viele Fällen wurden die Kinder zu Diktatuanhängern erzogen.
Mit dem Ende der Militärdiktatur 1983 versuchten viele Großeltern und hinterbliebene Elternteile, ihre verschleppten Kinder bzw. Enkel wieder zu finden: Es wurde die bürgerliche Vereiningung der Großmütter der Plaza de Mayo (Asociacion Civil Abuelas de Plaza de Mayo) gegründet, deren Ziel es ist, möglichst viele Kinder aufzufinden. Die Organisation schätzt, dass es etwa 500 verschleppte Kinder gibt. Bis zum Jahre 2012 konnten sie rund 105 verschleppte Kinder und ihre rechtmäßigen Familien zusammenführen.
Doch diese Zusammenführung und die Konfrontation mit ihrer wahrer Herkunft ist für die mittlerweile Erwachsenen ein schwieriger und schmerzhafter Prozess. Grund dafür ist, dass die Adoptivväter früher als Offiziere an der Ermordung und Folterung der leiblichen Eltern beteiligt waren. Einige einst verschleppte Kinder, welche von ihrer wahren Herkunft erfahren haben, gründeten 1999 HIJOS (Hijos por la Identidad y la Justicia contra el Olvido y el Silencio – Kinder für die Identität und die Gerechtigkeit gegen das Vergessen und Schweigen) . Die Organisation setzt sich für eine Strafverfolgung der der damaligen Täter ein. Des weiteren führt die Erkentniss, jahrelang unwissend bei Adoptiveltern gewohnt zu haben und Kind eines Diktaturopfer zu sein, zu einer Identitätskrise.
Noch immer haben nicht alle einst verschleppten Kinder von ihrer wahren Identität und herkunft erfahren. Ob jemals alle Kinder die Wahrheit erfahren werden ist fraglich. Doch, dass es Organisationen wie die Großmütter der Plaza de Mayo oder HIJOS gibt, ist ein wichtiger Bestandteil der Aufklärung und Aufarbeitung dieser schrecklichen und grausamen Verbrechen.
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Argentinische_Milit%C3%A4rdiktatur_(1976%E2%80%931983)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Abuelas_de_Plaza_de_Mayo
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hijos