2017 hat das Kaspersky Lab anlässlich der Bundestagswahl die Studie Stimmabgabe per Klick – So steht Deutschland zum Thema Online-Wahl veröffentlicht. Laut dieser Studie hätten 56 Prozent der Wahlberechtigten am Wahlsonntag gerne ihre Stimme über das Internet abgeben. Außerdem haben Deutsche eher Vertrauen in eine Online-Wahl als Misstrauen, was etwas überraschend ist, denn 49 % der Befragten wünschen sich mehr Datenschutz im Internet und sind der Meinung, der Gläserne Bürger sei bereits real.
Eben dieses Problem des Datenschutzes spielt auch bei der Verwirklichung von Online-Wahlen eine große Rolle. Selbst wenn der Wähler sicher weiß, dass seine Stimme korrekt vom System erfasst und gezählt wurde, kann er nie sicher sein, ob nicht von Außenstehenden gefälschte Stimmen hinzugefügt wurden.
Außerdem muss das System die Anonymität des Wählers bei der geheimen Wahl garantieren, während es auch eine eindeutige Verifizierbarkeit des Ergebnisses sicherstellen muss. Auch muss es sicherstellen, dass jeder Wähler nur einmal wählen kann, egal von wo aus. Auch dieses widersprüchliche Kriterium ist heutzutage nur schwer verwirklichbar.
Ein noch viel größeres Problem stellt die Möglichkeit eines Denial-of-Service Angriffs dar, als einer Überflutung an Verbindungsversuchen auf Netzwerke oder Server, sodass diese überlastet sind und folglich nicht mehr erreicht werden können. Diese Angriffe sind meistens beabsichtigt und somit eine Möglichkeit für Außenstehende, Einfluss auf die Wahl zu nehmen.
Neben den technischen Problem und Sicherheitsschwächen bietet eine Online-Wahl auch eine viel größere Angriffsfläche als eine klassische Wahl im Wahllokal. So muss sichergestellt werde, dass der Wähler-PC sicher ist, so wie die Datenübertragung und die Server-Software. Wenn es möglich ist, dass Wähler von überall über ihren eigenen Computer wählen können, kann man diese lückenlose Sicherheit der Daten nicht garantieren, denn wie soll den sichergestellt werden, dass jeder einzelne Computer, auf dem gewählt wird, die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen hat? Außerdem wäre ein Software-Update für jeden einzelnen Computer jedes einzelnen Bürgers, dass die Sicherheit garantieren würde, viel zu teuer und aufwändig umzusetzen. (de.wikipedia.org Stand 21.10.18)
Trotz dieser technischen Herausforderungen und erheblichen Sicherheitsproblemen, liegt es vielen demokratischen Ländern am Herzen, Online-Wahlen einzuführen. Denn sobald man diese Hürden überwunden hat, bietet die Online-Wahl auch erhebliche Vorteile gegenüber der klassischen Wahl mit dem Stimmzettel.
Zum einen ist sie, nach der ersten Einführung, erheblich kostengünstiger. Die Aufstellung von Wahllokalen und Bereitsstellung von Wahlhelfern fällt weg und auch die damit verbundenen Kosten. Durch Online-Wahlen wird die Wahl auch viel mobiler, denn nun ist es Bürgern auch möglich zu wählen, wenn sie sich nicht in dem Wahlkreis aufhalten, in dem sie angemeldet sind. Sie müssen sich nur mit einem Computer anmelden, das kann der eigene oder ein öffentlicher Wahlcomputer sein, und können direkt wählen. Somit würde die Online-Wahl eine viel kostengünstigere und weniger aufwendige Option zur Briefwahl darstellen.
Von Online-Wahlen erhofft man sich auch eine größere Wahl- und politische Beteiligung, vor allem unter den jungen Leuten. Wodurch es auch zu einer Stärkung der politischen Willensbildung in der Bevölkerung kommen soll. (Bundeszentrale für politische Bildung)
2015 ermöglichte Estland für die Parlamentswahl als einziges Land weltweit eine Stimmabgabe über das Internet. Das estnische Online-Wahlsystem existiert seit 2005 und wird seitdem von einer Arbeitsgruppe der Wahlbehörde weiterentwickelt.
Um von zuhause aus zu wählen, muss man sich erst das Abstimmprogramm von der Webseite der Wahlbehörde herunterladen, in dem der Briefwahlstimmzettel online abgebildet ist. Um die Wahl zu signieren, benötigt man einen elektronischen Personalausweis und dann wird das Votum verschlüsselt und weitergeleitet. Jedoch kann dies nicht von den Wählern selbst überprüft werden, sondern sie müssen einfach darauf vertrauen, dass es passiert. Dies ist einer der Kritikpunkte am estnischen System. Außerdem wird kritisiert, dass nach der Stimmauszählung, alle Daten gelöscht werden, sodass die Stimmauszählung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nachvollziehbar ist. Außerdem ist gesamte verwendete Software zwar als Open-Source verfügbar, jedoch können Wähler nicht überprüfen, ob es wirklich diese im Quelltext bereitgestellte Software ist, die in den Server und dem heruntergeladenen Programm läuft. Das Wahlsystem ist also nicht wirklich nachvollziehbar im Detail für die Wähler. (heise.de)
Auch die deutsche Bundesregierung arbeitet seit 2001 daran, schrittweise elektronische Wahlen zu etablieren, jedoch wurde 2009 das Urteil vom Bundesgerichtshof gefällt, dass mit dem heutigen Stand der Technik elektronische Wahlen in Deutschland untersagt, sie jedoch nicht permanent ausschließt. Als Begründung wird angeführt, dass es momentan Bürgern ohne spezielle Sachkenntnisse nicht möglich ist wesentliche Schritte der Wahlhandlung und der Ergebnisermittlung nachzuvollziehen können und somit kein Vertrauen der Bürger in die Wahl garantiert ist. Dieses Urteil gilt generell für alle geheimen Abstimmungen. (bundeswahlleiter.de)