FUNAI steht für Fundação Nacional do Índio („Nationale Stiftung der Indigenen“). Der Name bezeichnet eine brasilianische Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung des Landes. FUNAI untersteht dem Justizministerium und besteht aus mehreren Abteilungen, die sich beispielsweise speziell mit dem Thema unkontaktierter Völker beschäftigen. Die Stiftung hat ihren Sitz in Brasília, der Hauptstadt Brasiliens.
Der Vorgänger von FUNAI war die Organisation SPI (Serviço de Proteção ao Índio; deutsch: „Dienst zum Schutz der Indios“). SPI wurde 1910 von dem brasilianischen Abenteurer Cândido Rondon gegründet. 1961 entstand dank der SPI am Rio Xingu der erste Nationalpark Brasiliens. Dieser Park sollte dem Schutz der indigenen Bevölkerung dienen. Trotz seiner zu Beginn guten Ideale wurde SPI aber über die Jahre immer stärker kritisiert, Gründe dafür waren Korruptionsvorwürfe und die mangelnde Gesundheitsversorgung der indigenen Bevölkerung. Außerdem gab es schwere Vorwürfe von seiten des brasilianischen Innenministeriums: In den 1960er Jahren warf das Innenministerium der Organisation das Mitverschulden von Gräueltaten an den Indianern vor, die Mitglieder des SPI folterten und rotteten ganze Indianerstämme aus, z.B. mit Hilfe von arsengetränkten Süßigkeiten, um an deren Land zu gelangen.
1967 kam es deshalb schließlich zur Neugründung unter dem Namen FUNAI. Bis in die späten 1980er Jahre verfolgte die Behörde jedoch eine Politik der Integration und Assimilation indigener Völker. Assimilation bedeutet das Angleichen einer gesellschaftlichen Gruppe an eine andere, in diesem versuchte FUNAI also, die indigene Bevölkerung an die Mehrheitsbevölkerung anzugleichen. Damit wäre auch das Land der Indigenen für die Regierung verfügbar gemacht worden, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Ziel der Behörde war. Erst später wich diese Strategie einer Politik der zunehmenden Selbstbestimmung der indigenen Völker. Die Assimilation wird jedoch auch heute noch teilweise umgesetzt, indem die Mitarbeiter von FUNAI die Stämme mit Kleidung, Werkzeugen und Medizin versorgen. Heute ist es die Aufgabe von FUNAI, die Einhaltung der Rechte der indigenen Völker sicherzustellen. Diese Rechte sind in der Verfassung Brasiliens und dem brasilianischen Indianerstatut festgeschrieben.
Die Abteilung der Organisation FUNAI, die sich speziell mit dem Schutz jener Völker beschäftigt, die keinen oder nur sporadischen Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft des Landes haben, wurde 1987 von Sydney Possuelo gegründet. Er hatte zuvor miterlebt wie Regierungsexpeditionen Kontakt zu bisher abgeschieden lebenden indigenen Völkern gesucht haben, und unter diesen tödliche Krankheiten verbreitet hatten. Diese Abteilung versucht beispielsweise, konkret die Landrechte jener Völker durchzusetzen. Anlass dafür ist, dass die wenig kontaktierten Indigenen durch illegalen Bergbau, Viehzucht, Abholzung und den Bau großer Staudämme im Amazonasgebiet am stärksten gefährdet sind.
Wegen solcher Ereignisse in der Vergangenheit und Gegenwart sind die indigenen Völker sehr misstrauisch, wenn sie die ersten Male mit der zivilisierteren Bevölkerung in Kontakt kommen. Dieses Misstrauen führt zu gefährlichen Spannungen, die schnell in Gewalt umschlagen können. FUNAI versucht hier entspannend einzuwirken und den indigenen Völkern zu vermitteln, dass sie ihnen nichts Böses tun wollen.
Es gab auch Fälle, in denen Indigene ein Dorf überfallen haben. Die Bewohner mussten kurzzeitig fliehen, große Teile ihres Besitzes wurden zerstört. Trotz ihrer Wut durften sie sich nicht verteidigen, da die Regierung das als Angriff auf die Indigenen werten würde, der aber verboten ist. Diese schwierige Rechtslage löst selbstverständlich zusätzliche Wut gegenüber den indigenen Stämmen aus. Auch hier bemühen sich die Mitarbeiter von FUNAI, zu vermitteln und den Konflikt zu beruhigen.
Auch FUNAI hat heute mit Kritik zu kämpfen: Von den Angehörigen indigener Völker wird teilweise gesagt, sie arbeiteten zu bürokratisch und stellten immer wieder Personal ein, das sich offen gegen die Rechte indigener Völker ausgesprochen hat. Dennoch leistet die Behörde wichtige Arbeit, und setzt sich mit den Konflikten auseinander, für die es sehr oft keine einfache und simple Lösung gibt.
Als „Schutzengel der Indigenen“ kann FUNAI aufgrund ihrer Vergangenheit und beschränkten Wirksamkeit nicht bezeichnet werden, jedoch als Organisation, die trotz ihrer widersprüchlichen Geschichte auch wertvollen Einsatz für die indigene Bevölkerung zeigt.
Film-Quelle: Dokumentarfilm „Das Ende von Eden“ von arte, ausgestrahlt am 22.07.2017