Bei dem Artikel von Deutschlandfunk Kultur wird angesprochen, dass für viele das Wort Freundschaft ein Begriff ist, mit welchem man nicht leichtfertig umgeht. Dabei stellt sich die Frage, wodurch sich Freundschaft definiert. Das ist besonders interessant, weil sich diese Definition in den letzten Jahren durch digitale Medien möglicherweise verändert hat. Muss man einen Freund wirklich von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen, um ihn als solchen zu bezeichnen, oder reicht es aus, wenn man mit ihm durch geschriebenes kommuniziert?
Von Generation zu Generation entwickelt es sich weiter, dass man auch Menschen die man gar nicht persöhnlich kennt als Freunde bezeichnet. Wer jetzt sagt, das wäre früher nie so gewesen, dann muss ich demjenigen wiedersprechen. Denn auch früher gab es Freundschaften, die nur durch Kontakt miteinander durch ein Medium erfolgten, den Brief.
Einige kennen es sicher noch, dass man einen Brieffreund/eine Brieffreundin hatte, der/ dem man alles schreiben konnte. Dabei aber hat man die Person oftmals nicht gekannt, oder nur einmal gesehen. Aber ist das wirklich so schlimm?
Im Netz, zum Beispiel bei Facebook, reicht ein Klick um eine neue Freundschaft zu besiegeln, aber stellt das Netz vielleicht eine Möglichkeit dar sich komplett unvoreingenommen, ohne das Äußere zu betrachten und danach auszusuchen, dar?
Ich für meinen Teil denke, dass das bei manchen sicher so sein kann, dass man mit dem ein oder anderen in Kontakt tritt, den man auf der Straße oder im Club oder wo auch immer, nicht als erstes angesprochen hätte. Jedoch glaube ich auch, dass das eher eine Beschönigung ist, da man heutzutage ziemlich viele Eindrücke des Alltags und Bilder von einem hochlädt, und dadurch ja auch beeinflusst wird, ob man jemandem eine Freundschaftsanfrage sendet oder nicht.
Entscheidend ist oft ja auch, mit welchem meiner Freunde der oder diejenige schon befreundet ist. Oft bekommen wir aber auch Personen vorgeschlagen, die wir erst vor wenigen Stunden an einer Party kennengelernt oder auch nur gesehen haben. Das kann manchmal auch ganz schön erschreckend sein, wenn die Person dann plötzlich in den Vorschlägen steht.
Eigentlich ist das aber ganz simpel. Facebook möchte möglichst viel Profit machen, und das schafft der Konzern nur, wenn Nutzer möglichst lange auf der Plattform sind. Logisch ist ja, dass wenn man mehr Freunde hat, man auch automatisch mehr Zeit in dem Portal verbringt. Dabei nutzt Facebook mehrere Methoden.
Wenn wir uns das Beispiel mit einer Party nochmal anschauen, kann man es ganz gut nachvollziehen, wie Facebook vorgeht. Wenn mehrere Personen die Einladung zu einer Party annehmen, geht Facebook automatisch davon aus, dass sich die betreffenden Personen kennen und stellt sie in die Vorschläge.
Um auch weniger offensichtliche Verbindungen aufzuspüren nutzt Facebook einen Algorithmus Namens Link Prediction. Damit lässt sich voraussagen, zwischen welchen Benutzern in Zukunft welche Verbindung bestehen wird. Diese Informationen stellt er aus „gefällt mir“ Angaben, jeder Suchangabe, jedem Status und den Chats her. Man muss bei einer Suche nach einem Namen nicht auf Enter klicken, damit Facebook die Information hat.
„weil der Javascript-Code jedes eingetippte Zeichen sofort überträgt“
Auch wenn mehrere Personen zum Beispiel auf die selbe Firmenseite häufig zugreifen, merkt sich das der Algorithmus, und die beiden Personen können miteinander verbunden werden.
Das sagt auch Norbert Fuhr:
„Auch wenn zwei Personen eine Reihe selten besuchter Webseiten gemeinsam haben, könnte man daraus einen Vorschlag generieren“
Bei Facebook ist es im Gegensatz zu einer Brieffreundschaft so, dass man mit mehreren Leuten befreundet ist, jedoch nicht mit jedem so intensiv schreibt, wie mit einem Brieffreund oder einer Brieffreundin. Trotzdem denke ich, dass es auf Grundlage dessen, welche Information man anfangs über die Person hat, mit der man sich anfreundet, vergleichbar ist und auf einer ähnlichen Grundlage basiert.
Ich finde, dass Facebook als die moderne Form von Brieffreundschaften bezeichnet werden kann, jedoch als eine reformierte Version. Damals hat man in einem Brief seine Gefühle und Erlebnisse dem anderen mitgeteilt und heute bei Facebook, kann es ähnlich sein (wie bei den meisten anderen Nachrichtendiensten/ Plattformen allgemein auch). Jedoch geht es mit Facebook sehr viel schneller, und man muss auf die Antwort nicht ewig warten, sondern hat die Möglichkeit im ständigen Austausch zu stehen. Wäre dieser ständige Austausch nicht möglich, glaube ich, dass Facebook genauso der Vergangenheit angehören würde, wie für die meisten Brieffreundschaften.