Westlicher Lebensstil – Konsum als Lebensziel?

Ständig neue Kleidung, alle paar Monate das neuste Handy und lieber zu viel Essen kaufen, als zu wenig – Das Leben vieler Menschen in westlichen Industrieländern ist von einer stark konsumorientierten Einstellung geprägt. Es wird viel mehr hergestellt, gekauft und verbraucht, als eigentlich zur Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse nötig ist. Das Streben nach Reichtum und der übermäßige Besitz von Materiellem ist eine scheinbare Quelle steigender Lebensqualität. Dies hat eine Belastung der Umwelt und oft auch die Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten in den Produktionsländern vieler Güter zufolge.

Das Ausmaß der Auswirkungen unseres Konsumverhaltens auf die Erde kann durch folgende Abbildung aus dem Jahre 2011 veranschaulicht werden. Dargestellt wird der ökologische Fußabdruck, welcher angibt wie viel Fläche Land benötigt wird, um den Lebensstil verschiedener Personengruppen oder Länder zu gewährleisten. Je dunkler die Farbe, desto größer der ökologische Fußabdruck; dunkelrot steht beispielsweise für 5,7-10,7 Hektar Land während orange bis hellgelb für 3,2 oder weniger steht. Für die ausgegrauten Gebiete liegen keine Daten vor. Ein ökologischer Fußabdruck von über 1,8 Hektar überschreitet bereits die Biokapazität, also die natürliche Erneuerungsfähigkeit der Erde; dieser Wert wird auch als „rote Linie“ bezeichnet.

Ökologischer Fußabdruck.png
By GromatOwn work, Daten vom Footprintnetwork [1], CC0, $3

Deutlich wird, dass Industrieländer wie die USA, Großbritannien oder Deutschland einen ökologischen Fußabdruck haben, der die natürliche Erneuerungsfähigkeit der Erde weit überschreitet; bei der USA sogar über das fünffache. Man kann sogar sagen, dass die Industrieländer zum Ausgleich dieses Fußabdrucks drei bis vier Erden bräuchten. Schwellenländer wie Brasilien und China lassen sich knapp über beziehungsweise unter der „roten Linie“ einordnen, während Entwicklungsländer wie die Philippinen, Indien oder Bangladesch weit darunter liegen.

Die Aussage der Abbildung wird schnell klar: Die westlichen Industrieländer überstrapazieren die natürliche Kapazität der Erde; sie müssen ihren Lebensstil und ihre Wertevorstellungen in Richtung Nachhaltigkeit lenken. Nun lässt sich natürlich die Frage stellen: Wieso konsumieren wir überhaupt so verschwenderisch? Was motiviert uns, unseren nicht nachhaltigen Lebensstil aufrechtzuerhalten?

Wie bereits angedeutet, hat Konsum generell die Funktion, menschliche Grundbedürfnisse zu befriedigen; darunter beispielsweise Nahrung, Trinkwasser, Bekleidung und Unterkunft. Wenn Güter und Dienstleistungen jedoch im Übermaß vorhanden sind, kann es zu einem Hang zum sogenannten „Konsumismus“ kommen. Darunter versteht man die Nutzung von Materiellem, um höhere menschliche Bedürfnisse, wie Zuneigung, zu befriedigen.

Wenn ein übermäßiger Konsumismus beispielsweise die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen beeinträchtigt, welche Zuneigung bieten können, so kann man gar von einer sozialen Krankheit sprechen. Trotzdem ist Konsumismus ein weit verbreitetes Phänomen in Industrieländern und stellt eine scheinbare Quelle erhöhter Lebensqualität und Zufriedenheit dar. Hierbei liegt die Betonung jedoch auf dem Wörtchen „scheinbar“, denn das Ganze hat einen Haken:

„Über die empirisch belegte Erkenntnis hinaus, dass nach Befriedigung der Grundbedürfnisse weiterer Konsum nur zu einer geringfügigen Steigerung der Zufriedenheit führt, zeigen Studien, dass sich in kapitalistischen Gesellschaften viele unzufrieden oder benachteiligt fühlen, so viel sie auch verdienen und konsumieren. “ (Quelle: Harald Welzer, Klaus Wiegandt: Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung. Fischer Verlag, 2012, S.332).

Diese Erkenntnis lässt sich gut graphisch darstellen um die Aussage zu veranschaulichen. Folgende Abbildung empfinde ich als sehr geeignet hierfür; aus Datenschutzgründen ist es mir leider nicht möglich, die Abbildung hier einzubinden. Veranschaulicht wird das subjektive Wohlbefinden in Zusammenhang mit dem Pro-Kopf-Einkommen in verschiedenen Länder auf der ganzen Welt. Die Aussage wird schnell klar: Näherungsweise lässt sich ein zunächst starker Anstieg des Wohlbefindens bei steigendem Einkommen erkennen, danach flacht dieser Anstieg immer stärker ab; wird ein gewisses Niveau also überschritten, so ist der Zuwachs an Zufriedenheit nur sehr gering.

Letztendlich wird deutlich, dass es an der Zeit ist, zu handeln. Besonders die westlichen Industrieländer überschreiten die Biokapazität unserer Erde stark obwohl dies eigentlich gar nicht nötig wäre. Die dahintersteckende Motivation – nämlich eine erhöhte Lebensqualität und mehr Zufriedenheit – ist mehr Schein als Sein. Ab einem gewissen Einkommensniveau steigen diese Werte nämlich nur noch schwindend gering. Dementsprechend halte ich es für notwendig, die eigenen Wertevorstellungen von übermäßigem Besitz und Reichtum abzuwenden und das eigene Konsumverhalten in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken – unsere Erde wird es uns danken.

3 thoughts on “Westlicher Lebensstil – Konsum als Lebensziel?

  1. Anna says:

    Die Geister, die ich rief – ein Kreislauf GEGEN nachhaltiges politisches Handeln. Was ist eigentlich der Investorenschutz im TTIP? Wie funktionieren geheime Schiedsgrichte? Welchen Einfluss haben diese auf die Staatsfinanzen (unsere Steuern!). „WORIN LIEGEN DIE VORTEILE FÜR DIE ALLGEMEINHEIT?“
    Dauer: 45 min
    http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Konzerne-klagen-W/Das-Erste/Video?documentId=31181268&bcastId=799280

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